Geständnisse eines Torhüters

Auszeit mit

Das katholische Medienzentrum an der Zürcher Pfingstweidstrasse verkündet diese Woche in grossen Lettern:

Ostern 2022 im Vatikan: Normalität kehrt zurück

Noch ehe wir der Tragweite dieser Information gewahr werden, uns bewusst wird, dass endlich mal wieder tausende von Rom-Pilger dem Segen «urbi et orbi» auf dem Petersplatz und nicht gebannt vor irgendeiner Bildröhre lauschen können – da erreicht uns Brandneues aus den päpstlichen Gemäuern:

Der Pontifex hat eben ein neues Buch zu Ende geschrieben. Und – des Guten noch mehr – das Buch ist sogar bereits im Druck. Am 30. März soll es in den Auslagen der Buchhandlungen dieser Welt liegen. Sein vielsagender Titel: «Ich trage euch in meinem Herzen».

Kern des «franziskanischen» Elaborats seien – so hört man – rund 100 Fragen, die dem katholischen Oberhirten aus 80 Ländern zugeschickt worden sind – aus Elendsvierteln in Brasilien, von Obdachlosen in den USA sowie von Armen aus Indien, dem Iran oder Madagaskar. Es passt das durchaus ins Kirchen-Verständnis des Argentiniers. Sein sehnlichster Wunsch hatte er schleisslich schon unmittelbar nach seiner Wahl zum Papst am 13. März 2013 der versammelten Journaille in die Notizblöcke diktiert: «Eine Kirche, die arm und für die Armen ist.» Jorge Mario Bergoglio, sein bürgerlicher Name, der erste lateinamerikanische Papst überhaupt, auch der erste jesuitische, dazu der erste in mehr als tausend Jahren, der nicht in Europa geboren worden ist, hatte seinen Papstnamen – wir erinnern uns – mit Bedacht gewählt… «Franziskus», zu Ehren des Franz von Assisi, des Fürsprechers der Armen!

«Papa Francisco´s» Bekenntnis zur Bescheidenheit ist in der Tat mehr als fades und billiges Understatement. So ist der Anblick dieses Nachfolgers Petri, mit seiner Plastikarmbanduhr und seinen klobigen orthopädischen Schuhe, der sein Frühstück in der vatikanischen Cafeteria einnimmt, noch immer etwas gewöhnungsbedürftig. Ebenso wie sein ausgeprägter Humor.

Beispiel?

Nachdem sein alter Freund und Landsmann, Erzbischof Claudia Maria Celli, ihn in seiner Wohnung besucht hatte, bestand Franziskus darauf, seinen Gast bis zum Lift zu begleiten. «Warum denn?», fragte Celli. «Damit Du sicher sein kannst, dass ich wirklich gegangen bin?» Ohne zu zögern, antwortete der Papst: «Und damit ich sicher sein kann, dass du auch nichts hast mitgehen lassen.»

Dass das Oberhaupt von insgesamt 1,2 Milliarden Katholiken einen Staat «regiert», dessen Vermögen auf weit über 3 Milliarden Euro geschätzt wird, und dessen Umgang mit Korruption, geschlechtlicher Gleichstellung oder pädophilen Vergehen – gelinde gesagt – befremdlich erscheint, lässt ahnen, dass dem einstigen Labortechniker und kurzzeitigen Rausschmeisser in einem Club in Buenos Aires (!) in seinen oft gelobten Erneuerungsabsichten die Hände gebunden sind. Schliesslich will er seine Friedfertigkeit auch von jenen Eliten geschätzt wissen, die er mit allzu ungezügeltem Reformismus anfänglich recht massiv vor den Kopf gestossen hatte.

Reformbemühungen von Papst Franziskus sollen von den fragenden Armen dieser Welt beim erwähnten Buchprojekt nicht angesprochen worden sein. Wohl aber sein Gehalt. Seine Antwort: «Ich verdiene nichts. Gar nichts! Man gibt mir zu essen, und wenn ich etwas brauche, frage ich danach». Indes, nicht nur über Geld berichtet das neue Buch aus der Feder des obersten Katholiken. Auch über der privaten Vergangenheit soll stellenweise der Mantel des Schweigens gelüftet worden sein. So ist zu lesen von einer «Verlobten» in den Jahren vor dem Eintritt ins Priesterseminar und von seiner Leidenschaft für den Fussball. Was bei einem Argentinier jedoch nicht wirklich überrascht.

Selbstredend, dass das Buch auch Jorge Mario Bergoglios sportliche Vergangenheit ans Licht fördert. Sein Geständnis, «zwei linke Füsse» gehabt zu haben, erstaunt – mit Verlaub – nun mal nicht sonderlich. Und die logische Konsequenz daraus, dass er deshalb immer ins Tor stehen musste, hat kein Verblüffungs-Potenzial. Es beweist nur, was weltweit die Regel ist… die Unbegabtesten werden zwischen die Pfosten gestellt.

Dazu jedoch bestätigt im Falle des Papstes eine wichtige Ausnahme eine andere Regel:

Nicht jeder, der in der Jugend zum Platz im Tor verknurrt worden ist, wird irgendwann einmal Papst.

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