Wie bezahlt die Schweiz? Bares ist wieder Wahres.

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Der Swiss Payment Monitor hat wieder seine halbjährliche Studie zum aktuellen Zahlungsverhalten in der Schweiz veröffentlicht. Vor einem dreiviertel Jahr hatten wir dieses Thema hier schon einmal diskutiert. https://www.dzytig.ch/schweiz/wie-bezahlt-die-schweiz/. Jetzt erschien eine neue Studie zur jüngsten Erhebung.

Was machen die beim Swiss Payment Monitor?

Das Swiss Payment Research Center (SPRC) der ZHAW-School of Management and Law und das Swiss Payment Behaviour Lab der Universität St.Gallen beschäftigen sich seit Jahren – unabhängig voneinander – mit allen Fragestellungen rund ums Thema «Bezahlen». Gemeinsam führen sie seit 2 Jahren immer halbjährlich den Swiss Payment Monitor durch. 

Dieser war bei der Erstveröffentlichung die 1. Schweizer Zahlungsstudie, welche die Konsumentenperspektive und die makroökonomische Sicht mal miteinander verbindet.

Durch die Kombination von Onlinebefragungen und Tagebucherhebungen sowie durch die Verknüpfung mit den öffentlichen Daten der Schweizerischen Nationalbank (SNB), kann der tägliche Einsatz der Zahlungsmittel fast realitätsgetreu abgebildet werden. 

Die Studie wird immer finanziert durch die beiden Forschungsinstitutionen, die Branchenorganisation der grossen Schweizer Herausgeber von Kreditkarten der internationalen Kartenorganisationen («Swiss Payment Association») sowie die Industriepartner Nets und Worldline.

2022 wurden von Ende Oktober bis Mitte November insgesamt 1459 Personen im Alter zwischen 18 und 87 Jahren aus allen drei Landesteilen der Schweiz repräsentativ befragt. 

Man kam dabei zu den folgenden Erkenntnissen:

  • Der Abwärtstrend der Bargeldnutzung ist gestoppt. 
  • Rund jede dritte Zahlung in der Schweiz erfolgt noch in bar. 
  • Am meisten Geld wird aber mit der Kreditkarte ausgegeben.
  • Und die Neobanken sind weiter aber langsam auf dem Vormarsch.

Im Zahlungsverhalten der Schweizer Bevölkerung spielt Bargeld auch nach der Corona-Pandemie somit wieder eine wichtige Rolle. 

29 Prozent der täglichen Zahlungen werden bar bezahlt – und damit mehr als mit der Debitkarte mit 27 Prozent oder mit der Kreditkarte mit 18 Prozent. 

Weitere 18 Prozent der Zahlungen erfolgen mit einem mobilen Gerät wie einem Mobiltelefon, einem Tablet oder einer Smartwatch. Dies umfasst einerseits Zahlungen direkt über das Bankkonto etwa mit TWINT, andererseits aber auch Zahlungen mit den in einer App hinterlegten Kredit- oder Debitkarten, wie z.B. bei Apple Pay oder bei Samsung Pay.

«Aufgrund der Aufhebung aller Coronamassnahmen ist das Einkaufsverhalten wieder ähnlich wie vor der Pandemie, und so auch zu grossen Teilen das Bezahlverhalten.» erklärt Tobias Trütsch, Zahlungsökonom der Universität St. Gallen.

Gemessen am Umsatz dominiert klar die Kreditkarte: 27 Prozent des Umsatzes werden mit diesem Zahlungsmittel erzielt. Gar 34 Prozent Umsatzanteil sind es, wenn die mobilen Zahlungen per Kreditkarte auch noch mitgezählt werden. Diese haben bezüglich Anzahl und Umsatz im Jahr 2022 nun deutlich zugenommen. 

Zwar machen Zahlungen mit TWINT – welche zumeist direkt über das Bankkonto abgewickelt werden – noch immer rund die Hälfte der mobilen Zahlungen aus. Zahlungen per Apple Pay, Samsung Pay oder Google Pay haben aber – relativ gesehen – bereits an Anteilen gewonnen. 

28 Prozent der Umsätze werden über eine Debitkarte abgerechnet, während Bargeld gemessen am Umsatz mit einem Anteil von 17 Prozent Anteil auf dem dritten Rang folgt. 

«Bargeld wird vor allem für kleine Beträge bis 20 Franken verwendet, weshalb es zwar häufig eingesetzt wird, aber gemessen am Umsatz eine weniger wichtige Rolle spielt.», sagt der Forscher Tobias Trütsch.

Die Bargeldnutzung unterscheidet sich aber stark nach den demografischen Merkmalen:

Personen mit tieferer Bildung und niedrigerem Einkommen greifen häufiger auf Bargeld als Zahlungsmittel zurück. Während die unter 30-Jährigen bei 28 Prozent der Zahlungen Bargeld verwenden, sinkt dieser Anteil bei den 30 bis 44-Jährigen auf 24 Prozent, um danach mit dem Alter bis zu den über 60-Jährigen wieder auf 38 Prozent zu steigen. 

Rund jede sechste Person in der Schweiz verzichtet mittlerweile gänzlich auf das Bargeld.

Diese Verhaltensweise ist mit zunehmendem Alter, höherem Einkommen sowie in der Deutschschweiz weniger verbreitet. Die durchschnittliche Menge Bargeld, die eine Person im Portemonnaie mit sich führt oder zu Hause aufbewahrt, hat sich in der aktuellen Erhebung erstmals seit drei Jahren merklich erhöht. 

«Eine mögliche Erklärung für dieses Verhalten liegt in der für diesen Winter befürchteten Energiekrise, für die sich ein Teil der Bevölkerung eventuell mit höheren Bargeldreserven wappnen wollte.», vermutet der ZHAW-Zahlungsmittelexperte Marcel Stadelmann.

Neobanken sind inzwischen vermehrt die Hauptbankverbindung. Mehr als jede dritte befragte Person hat schon mindestens einmal neue Onlinelösungen einer Neobank genutzt. «Der typische Neobanken-Nutzer ist männlich, jünger als 45 Jahre alt, gut gebildet und verfügt über ein Haushaltseinkommen von mehr als 9000 Franken.», sagt Marcel Stadelmann. 

Zudem ist in der französischsprachigen Schweiz der Anteil der Neobanken-NutzerInnen mit 43 Prozent höher als in der restlichen Schweiz. Revolut wird dabei am häufigsten verwendet mit 15 Prozent, gefolgt von den Schweizer Anbietern Neon mit 14 Prozent und der Credit Suisse CSX mit 11 Prozent. Yuh kommt eineinhalb Jahre nach seiner Lancierung bereits auf einen Nutzungsanteil von 10 Prozent. 

36 Prozent der NutzerInnen von Neobanken verwenden deren Angebote als primäres Zahlungsmittel, respektive als Hauptbankverbindung. Das sind immerhin 7 Prozentpunkte m

ehr als vor einem halben Jahr. Dieser Trend scheint somit ungebrochen zu sein.

Wir werden uns auch den nächsten Swiss Payment Monitor wieder anschauen und hier dann darüber berichten.

Foto: Moneyland.ch

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