Grün hinter den Ohren

Auszeit mit

Frage: Was unterscheidet den anarchistischen «Schwarzen Block» von den Umweltaktivist*innen? Antwort: Nichts!

Die Saubannerzüge von – selbsternannten – und natürlich vermummten «Gegnern des Kapitals» haben kein substanzielles Ziel. Es geht nur um Verwüstung. Zertrümmerte Scheiben, versprayte Fassaden und, wenn erfordert, Gewalt gegen Ordnungskräfte – mehr steckt nicht hinter der Randale. In diesem Zusammenhang zum Mitschreiben:  gegen den Kapitalismus kann und darf man immer sein. Nur gibt es, mit Verlaub, andere Wege für ein glaubwürdiges Statement in dieser Sache.

Drum sei auch den «Rettern des Klimas und der Umwelt» gesagt, dass Zerstörung, die Torpedierung des «Systems» oder kopflose Angriffe auf die Gesellschaft unter gar keinen Umständen zielführend sein können. Nahm man Greta Thunbergs «Fridays for Future» den Zweck als Turbo gegen die vielerorts herrschende Ignoranz der Klima- und Umweltsünder noch ab, so reduziert sich das Verständnis für die Aktionen der Klima- und Umweltschützer zusehends dramatischer. Warum bitte müssen Schneekanonen in den Walliser Alpen demoliert werden? Warum verwüstet man in Kunsteinrichtungen die Werke «Alter Meister» mit Tomatensuppe oder Kartoffelstock? Weshalb klebt man sich auf Hauptverkehrsachsen im Schneidersitz auf die Strasse?

By the way, die Anliegen der grün angehauchten Aktivist*innen sind ja so unangebracht gar nicht. Nur sollten die Gutmenschen in Alpaka-Pullis und Heilands-Sandalen nicht nur den Verkehr behindern, sondern zumindest – wenn auch intellektuell bescheidene – Lösungen präsentieren. Der Kartoffelstock der von Rembrandts «Nachtwache» perlt, leistet null Beitrag gegen die Erwärmung der Erde. Eine in Stücke zerlegte Schneekanone in Les Diablerets (VD) dämmt das Steigen des Meeresspiegels nicht ein. Die Leute, die gemäss einem Medienbericht «noch weitere Sabotage-Aktionen» planen scheinen nicht in Rechnung zu ziehen, dass die Sympathie,  auf die Greta und ihre Freitagnachmittags-Schwänzer anfänglich noch zählen konnten, immer mehr in Verärgerung und Unverständnis umschlägt. Mag ja sein, dass ihnen, den Klimaaktivist*innen, Applaus entgegen brandet, wenn sie in ihrer sachbezogenen Naivität eine Schule oder ein Schulzimmer stürmen, um mit auf der Fensterbank montierten Spruchbändern ihrem Unmut Nachachtung zu verschaffen. Übrigens – gerade dort, in den Schulzimmern, rekrutieren sie letztlich ihren «Nachwuchs». Jenen Teil des «Homo sapiens» der noch am Anfang, allenfalls in der Mitte der Entwicklung zum «sapiens» steht. «Sapiens» nämlich bedeutet einsichtig, klug, verständig oder weise. Und mit diesen Eigenschaften brillieren nicht einmal die «studierten Umwelttechniker» oder die sich an der Universität ein Leben auf Pump (von Mami oder Vati) leistenden Traumtänzer, die – kindischer geht’s nicht – mit ihrem kruden Feldzug einem Ideal nachrennen (wenn sie nicht gerade auf einer Strasse kleben, Anm. der Redaktion). Selbstverständlich ist es ehrenwert, dieses Ideal anzustreben. Nur ist der Weg dorthin (leider) ein sehr komplexer. Es reicht nicht, das Auto abzuschaffen, Solar-Panels auf dem Eigenheim zu installieren oder Windräder auf die Jurahöhen zu «pflanzen». Denn wir wissen, dass das alles (noch) nicht mehrheitsfähig ist.

Auch die Umweltaktivisten fahren lieber mit dem SUV zur nächsten Klebeaktion auf der A1. Mit den Solar-Panels sollen gefälligst die Nachbarn das Giebeldach ihres englischen Landhauses dekorieren. Und – Windräder auf den Jurahöhen, das geht gar nicht. Ihre Montage und ihr einschläferndes Surren könnte ein Eingriff in die Biodiversität der Landschaft sein. Fazit: Grün sein heisst in erster Linie, dagegen sein. Wogegen eigentlich? Grün sein heisst – leider immer häufiger – sich ein strahlendes «Sünneli» ans Revers zu heften, politische Prozesse zu verschleppen, und die echten Lösungen anderen zu überlassen. Grün ist Mode. Grün hört sich gut an. Längst haben sich die demokratischen Parteien (Sozialdemokraten, Freie Demokraten, die Mitte-Parteien) «grüne Anliegen» zum Thema gemacht. Mit dem Unterschied zu «DEN GRÜNEN», dass es dort um Lösungen geht. Die «Grünen» selbst sind allenfalls noch grün hinter den Ohren. Wenn überhaupt. Unter Glaubwürdigkeit verstehen halbwegs gebildete Menschen etwas anderes.

Insbesondere, wenn zu vernehmen ist, dass ein Aktivisten-Pärchen einem Gerichts-Prozess ferngeblieben ist, weil es sich nach Bali in die Ferien abgesetzt hat. Mit dem Flugzeug notabene. Eine «Velo-Tour» mit dem Lasten-Fahrrad wäre dann doch etwas zu mühsam gewesen. Naja, wie war das nochmal mit dem «Wasser predigen und Wein trinken»..?

Die Redewendung stammt übrigens aus Heinrich Heines Versepos «Deutschland. Ein Wintermärchen»:

Sie sang das alte Entsagungslied,

Das Eiapopeia vom Himmel,

Womit man einlullt, wenn es greint,

Das Volk, den grossen Lümmel.

Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,

Ich kenn auch die Herren Verfasser;

Ich weiss, sie tranken heimlich Wein

Und predigten öffentlich Wasser.

Der Aktivismus von Umwelt- und Klimaschützern gleicht immer mehr einem kindischen Gezänke im Sandkasten. Nach dem Motto «wenn Du mir jetzt nicht die Schaufel gibst, mache ich dir deine Sandburg kaputt». Mit sachlichen Beiträgen von Intellektuellen und Studenten hat das Ganze rein gar nichts zu tun. Vielmehr ist es Sabotage – am Rande der Kriminalität, übrigens. Weil Sachbeschädigung und Behinderung des öffentlichen Verkehrs de jure Straftaten sind. So verschafft man sich kein Gehör. So bringt man allenfalls Menschen gegen sich auf. Menschen, die sich daran erinnern, dass die Umweltaktivistin A jahrelang von ihren Eltern im Porsche Cayenne zur Schule und wieder nach Hause gefahren worden ist. Hart arbeitende Menschen, die sich fragen, wie Umweltaktivist B Jahr für Jahr rund um die Welt in die Ferien jetten kann, wo er doch als Student keinen roten Rappen verdient.

Wer seine Ideale dermassen mit Füssen tritt, der darf sich nicht wundern, wenn künftig immer mehr Zeitgenossen beim Begriff «Grün» Rot sehen.

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