Wertewandel

Auszeit mit

Herbert Bolliger ist zweifellos einer der bekannteren Schweizer Manager. Vielleicht nicht eben bekannt „aus Film, Funk und Fernsehen“, wie es so landläufig heisst. Sicher jedoch aus dem „Migros-Magazin“, das bis im Mai 2004 noch „Wir Brückenbauer“ geheissen hatte. Denn – der 1953 im aargauischen Wettingen geborene Bolliger führte von 2005 bis 2017 den Migros-Genossenschafts-Bund an; als dessen Geschäftsführer (CEO) und Präsident der Generaldirektion. Er weiss, wovon er spricht, wenn er gegen den Wertewandel argumentiert: „es gibt einige Menschen, denen die Werte von Gottlieb Duttweiler etwas bedeuten…“

Zwar war es ihm nicht vergönnt, dem Gründer des orangen Riesen (M), Gottlieb Duttweiler, zu dessen Lebzeit seine Aufwartung zu machen. „Dutti“, wie ihn seine Anhänger noch heute liebevoll nennen, starb am 8. Juni 1962 – da war klein Herbert gerade mal 81/2 Jahre alt. Bis dahin aber hatte dieser „Dutti“  – 1925 – bereits die „Migros“ gegründet, danach die legendäre Migros-Partei „Landesring der Unabhängigen“, 1935. Im selben Jahr schwang er sich mit der Wochenzeitung „Die Tat“ (erschien ab 1939 als Tageszeitung) zum Publizisten auf. Auch wenn „Die Tat“ und der „Landesring“ das Jahrtausend nicht überlebten, mit dem 1957 geschaffenen „Migros Kulturprozent“ sorgte er dafür, dass bis heute ein Prozent des jährlichen Umsatzes der Migros für kulturelle und soziale Zwecke verwendet wird. Das sind jährlich rund 140 Millionen Franken, in der Summe ca. 5 Milliarden seit der Gründung. Noch immer ist auch das „Gottlieb Duttweiler Institut“ im Vollsaft – die von Duttweiler 1962 gegründete, erste Denkfabrik der Schweiz.

Ebenfalls – auch in diesen Tagen des 21. Jahrhunderts –  noch immer unantastbar schien bis vor kurzem einer der Nuklei des Duttweilerschen Credos: der Alkohol. In seinen Läden – so der Gründer – soll niemals Alkohol verkauft werden. So ist es seit fast hundert Jahren in den Genossenschafts-Statuten nachzulesen. Diesem Statut soll es nun aber an den Kragen gehen. Am 4. Juni entscheiden die insgesamt 2,3 Millionen Mitglieder der zehn regionalen Genossenschaften, ob und wo die Migros in Zukunft Alkohol verkauft. Ob und wo?

Genau. Zum „ob“: es braucht eine Zweidrittel-Mehrheit, um den Alkoholverkauf einzuführen. Und „wo“? Die zehn regionalen Genossenschaften entscheiden nur für sich alleine. Gut möglich, dass die Basler Genossenschafter dereinst in die Migros nach Zürich fahren müssen, um vom „Rioja“-Sonderangebot profitieren zu können.

Aber – Herbert Bolliger hat dagegen bereits die Geschütze aufgefahren. Er hat ein Team zusammengetrommelt, das sich „Gruppe für die M-Werte“ nennt. „Wir sind derzeit daran, eine bescheidene, aber effektive Kampagne zu konzipieren“, lässt der EX-Direktor verlauten. Für deren Finanzierung soll er sogar bereit sein, in den eigenen Geldbeutel zu greifen, hört man…

Fragt sich, ob es der Gegenbewegung denn überhaupt bedarf. Zwei Monate vor dem genossenschaftlichen Plebiszit scheinen die Meinungen bereits gemacht. Eine repräsentative Umfrage weist mit 70 gegen 30 Prozent ein deutliches Plus für die Alkohol-Gegner aus.

Nüchtern betrachtet eine beruhigende Ausgangslage für Herbert Bolliger und seine Mitstreiter.

Nüchtern – ein gutes Stichwort.

Man wünschte sich diese Nüchternheit nicht selten bei Kommentaren der bisweilen nicht gerade best-qualifizierten Mitarbeitenden von SRF-Sport. Was da teilweise in den Äther geblasen wird, das spottet jeder Definition von sachlich und fachlich gutem „Journalismus“. Bisweilen liegt der Schluss nahe, der Reporter habe sich im Coop nebenan aus purer Angst vor seinem Versagen noch Mut angetrunken… ach wäre doch anstatt des Coops ein Migros nebenan…

Dabei müsste einer wie Routinier Sascha Ruefer inzwischen eigentlich ohne Promille-Spritze auskommen. Der wird lange genug schon als Dampfplauderi unsanktioniert auf das TV-Fuss(ball)volk losgelassen. Wie oft haben wir uns Beni „National“ Thurnheer zurück gewünscht! Was sich Beni wohl gedacht haben mag, als er am Samstag im Zusammenhang mit Pyro-Aktivitäten bei GC gegen den FCZ mithören musste, dass „man sich wünscht, jeder, der so eine Fackel hat, möge sich so richtig die Finger verbrennen. Dass es zwei Wochen weh tut.“ Dabei war das nicht einmal der dümmste Spruch von Ruefer. Beim Länderspiel zwischen England und der Schweiz hatte er schon den seit Geburt blinden Soul-Sänger Stevie Wonder „bemüht“ – selbst dieser hätte das Handspiel von Steven Zuber gesehen, orakelte er. Einfach nur dummes Geschwätz… was – leider – seit jeher Ruefers Markenzeichen ist, und nicht zuletzt einen Wertewandel in der journalistischen Arbeit markiert. Er selber findet sich unheimlich lustig. Und gilt dabei beim SRF-Nachwuchs noch als „leuchtendes Vorbild“. Tragisch.

Dass Ruefer im Sumpf sprachlicher Unzulänglichkeit und unbedarfter Metaphorik mehr und mehr zu versinken droht, scheinen nicht einmal mehr seine Chefs in Leutschenbach verhindern zu wollen. Oder können?

Dazu ist beim Schweizer Fernsehen auch weit und breit kein Herbert Bolliger auszumachen, der sich den einst geltenden Werten verpflichtet fühlt.

Was macht eigentlich Beni Thurnheer?

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein