Neues beim Bierbrauen

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Vorgestern, am 6. April, ging die diesjährige Fastenzeit zu Ende. Es darf wieder gegessen & getrunken werden. 

Und unser aller Bier ist pünktlich zum Osterfest wieder in aller Munde. Beim Brauen dieses Bieres fallen pro 100 Liter Bier ungefähr 25 Kilogramm Biertreber an. 

Aus diesem Nebenprodukt will nun ein Startup die Proteine und die Ballaststoffe zurückgewinnen. Diese wertvollen Nährstoffe sollen dann in die Lebensmittelproduktion zurück gehen.

Der Jungunternehmer Vincent Vida hat einen Traum: Anfang Mai will sein Startup Upgrain die laut Vincent Vida «grösste Upcycling-Anlage Europas im Lebensmittelbereich» in Betrieb nehmen. 

Diese Anlage in der Appenzeller Brauerei der Gebrüder Locher gewinnt aus diesem Biertreber – einem Nebenprodukt der Gerste aus dem Brauprozess – die Proteine und die Ballaststoffe. 

Daraus entstehen Protein- oder Ballaststoffkonzentrate sowie ein proteinreiches Mehl.

Lebensmittelhersteller können diese verschiedenen Pulver beispielsweise in ihrem Müesli, ihren Backwaren oder ihrer Pasta verarbeiten. 

«Die Lebensmittel werden durch den höheren Protein- und Ballaststoffgehalt gesünder», sagt Vida. «Gleichzeitig retten wir die wertvollen, lokal produzierten Nährstoffe aus dem Biertreber.»

Dieser wird aktuell noch unbehandelt in Biogasanlagen verwertet oder Bauern nutzen ihn primär als Tierfutter. Vida: «Unsere Anlage soll den kompletten Biertreber, der bei der Brauerei Locher anfällt, weiterverarbeiten können.»

Pro Jahr könnten so aktuell rund 2500 Tonnen Protein- und Ballaststoffpulver entstehen. 

Vincent Vida arbeitet für seine Geschäftsidee mit sehr viel Leidenschaft. 

Diese ist zu spüren, wenn der 29-Jährige durch die Brauerei Locher geht: er erklärt Produktionsprozesse, bespricht mit den Technikern die Details zum Aufbau der Upcycling-Anlage und kennt sich im Labyrinth der Industriehallen bestens aus. 

Seit Anfang 2022 hat Upgrain in der Brauerei ein Büro. Schon seit 2018 arbeitet Vida an der Entwicklung dieser Upcycling-Idee. Vida hat an der HSG einen Master in Unternehmensführung absolviert

«Dabei habe ich Einiges über die Gründung und den Aufbau von Startups gelernt», sagt er. 

2021 wurde Upgrain an der Gründerkonferenz Start Summit mit dem Konferenz-Award und einem Preisgeld von 25’000 Franken ausgezeichnet. Der Start Summit wird von den HSG-Studierenden organisiert und ist inzwischen Europas grösste Startup-Konferenz.

Aktuell übernimmt Vida bei Upgrain neben der Businessseite auch die technische Entwicklung. «Ich bin zwar der CEO, gleichzeitig aber auch eine Art CTO.»

Er habe sich in den letzten Jahren umfangreiche Kenntnisse im Maschinenbau angeeignet und die Upcycling-Anlage gemeinsam mit Experten entwickelt. 

Beim Einbau vor Ort wird er von externen Teams sowie Mitarbeitenden der Brauerei Locher unterstützt. «Ich stehe jeden Tag mit ihnen in den Hallen der Brauerei und arbeite an der Umsetzung.»

Vida und sechs Mitarbeitende haben in Appenzell mittlerweile ein Haus bezogen, wo sie arbeiten und einige von ihnen auch wohnen. Die meisten Mitarbeitenden haben einen HSG-Hintergrund – sie sind AbsolventInnen, Doktorierende oder aktuell noch Studierende.

Vorher arbeitete Vida unter anderem im Investment-Banking in Zürich. 

«Ich wollte etwas machen, das Nachhaltigkeit schafft», sagt er zum Wechsel. 

«Der Kontrast zwischen Zürich und Appenzell war zu Beginn schon sehr gross. Mittlerweile gefällt es mir hier gut und es beeindruckt mich, wie hart die Appenzeller arbeiten.» 

Fünf weitere Upgrain-Mitarbeitende sind in Köln tätig. Diese kümmern sich unter anderem um den Vertrieb: Upgrain will die Protein- und Ballaststoffpulver sowie sein Mehl vor allem an die Lebensmittelhersteller verkaufen. Konsumenten können Müesli und Pizza mit aus Biertreber gewonnenem Protein bereits jetzt bei einzelnen Lebensmittelhändlern kaufen. Dafür hat Vida das Startup Grainmade gegründet, das seine Produkte direkt neben der Brauerei Locher produziert. 

Vida lernte Aurèle Meyer, Geschäftsführer der Brauerei Locher, während seines Studiums kennen, als dieser an der HSG einen Vortrag hielt. Heute ist die Brauerei an Upgrain beteiligt. «Upgrain kann Brauereien dabei unterstützen ihre Nebenprodukte nachhaltig zu nutzen und damit einen essenziellen Mehrwert schaffen», sagt Karl Locher, Verwaltungsratspräsident der Brauerei.

Vom nachhaltigen und geschäftlichen Potential des Biertrebers ist Vida überzeugt: 

«Die daraus gewonnenen Proteine sind günstiger und nachhaltiger als solche aus Erbsen oder Soja.»

Weil zudem ein Nebenprodukt verwertet werde, seien für die veganen Proteine keine zusätzlichen Anbauflächen nötig. Laut einer Studie des vom BAFU unterstützen «Netzwerk Ressourceneffizienz Schweiz» verursachen Proteine aus Biertreber zudem 60 Prozent weniger Umweltbelastungen als solche aus Soja. 

Die Gerste für die Brauerei Locher wird laut Angaben der Brauerei im Appenzellerland selbst und in anderen Bergregionen der Schweiz angebaut. Ein Teil wird auch importiert. 

Upgrain sei aktuell auch mit weiteren Brauereien im Gespräch. 

«Unsere Technologie ist skalierbar und kann nach der Feinjustierung in Appenzell auch an anderen Standorten eingesetzt werden», sagt Vi

da. 

Längerfristig, so Vida, hoffe er auf Partnerschaften mit Brauereien im gesamten DACH-Raum.

(DACH-Raum heisst: Deutschland-Österreich-Schweiz.)

Na dann, Prost!

Foto: https://upgrain.com

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