Millionen von Frau Soland

Auszeit mit

Erst noch haben sie – angezählt – darniedergelegen, aber schwuppdiwupp stehen sie wieder frisch herausgeputzt auf der Platte: die unermüdlichen und zähen Kämpfer für ein neues Mediengesetz. Nach der von ihnen nicht für möglich gehaltenen Schlappe auf Bundes-Parkett am 13. Februar dieses Jahres, haben sie sich auf eine «untere» Ebene zurückgezogen. Wenn der Bund nicht bereit ist, ein paar Millionen locker zu machen, dann soll die Kohle doch zumindest aus dem kantonal-baslerischen Staatssäckel gepresst werden.

Als ob Qualität und Akzeptanz eines Titels oder eines Mediums mit der Höhe allfälliger Subventionen stehen und fallen würde!

Ziemlich naive Vorstellungen von den Leuten, die nach der Pleite eines nationalen nun die Notwendigkeit eines kantonales Mediengesetzes anmahnen. Ähnlich naiv wie inkonsequent. Noch vor wenigen Wochen, als der feurig geführte Abstimmungskampf zum nationalen Mediengesetz seinen Höhepunkt erreicht hatte, sahen die selbsternannten Demokratieretter ausschliesslich die ländlichen Regionen in Gefahr und riefen laut die Unterstützung von Produkten wie die Sissacher «Volksstime», den «Engadiner Boten» oder die «Toggenbrurger Zeitung» aus.

Basel? Nein, in Basel haben wir kein Problem mit der Medienvielfalt. Der Tenor war einstimmig und klar. Eine Menge etablierter Titel und immer wieder neue, spannende Projekte. Kein Grund zur Klage also, möchte man meinen. Aber ein bescheidener staatlicher Zustupf wäre ja dennoch nicht zu verachten. Und so bedient man sich mal kurz eines Zitats des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer – «was kümmert mich mein Geschwätz von gestern». Amnesie ist wohl auch das häufigste Symptom, das in der Politik oder im Dunstkreis politischer Debatten auftritt. Mit dem Kunstgriff, kurzerhand das Narrativ zu ändern, lässt sich eine Rechts-um-kehrt-Wende trefflich verschleiern.

Sagen wir es so: diejenigen, die unbeirrt und beharrlich auf die Geldspritze des Staates schielen, stellen fest, dass es in der Regio Basiliensis zwar kein Problem mit der Quantität gibt, wohl aber eines mit der Qualität. Bingo!

Denn – genau hier beisst sich das Pferd in den Schwanz. Obwohl die Rechnung, die die Herren Johannes Sieber (Grossrat GLP) und Beat von Wartburg (Grossrat LDP, Direktor der Christoph Merian Stiftung CMS) zusammen mit ihren Unterstützer*innen Peter Knechtli (Gründer «Onlinereports») und Andrea Fopp (Chefredakteurin «Bajour») aufmachen, nachvollziehbar wäre. Mehr Geld, mehr Geld für Mitarbeitende, mehr Anreiz für gute Fachkräfte, mehr Beachtung in der Öffentlichkeit. So weit, so gut. Den Erfolg jedweden Mediums – online, auf einem TV-Kanal oder gedruckt – bestimmen Angebot und Nachfrage. Deshalb kann es niemals sein, dass nicht gewinnbringende Ideen durch Steuergelder am Leben erhalten werden. Nur weil es gerade Spass macht,  Journalist zu spielen oder vom Hype im World Wide Web zu profitieren. Die konkrete und – pardon, verwegene – Forderung von Frau Fopp: 250´000 Franken, pro Medium, pro Jahr! Als ob ein solches «Geschenk» zur Qualitätssteigerung des Basler Medien-Kuchens beitragen würde…

Guter Journalismus überlebt. Auch wenn er nicht von Frau Tanja Soland (Finanzdirektorin Basel-Stadt) begünstigt wird. Mangelhafter oder gar ungenügend guter Journalismus jedoch wird immer nach Subventionen rufen und mit dem Argument der (Medien-)Vielfalt ins Feld ziehen. In ihrem – bisweilen lauten – Engagement üben die Befürworter, nie um grosse Parolen wie «Rettung der Demokratie» verlegen, aber geradezu Verrat an ihren Anliegen. Denn, sie – die Befürworter eben – haben einen politischen Drall. Und zwar deutlich nach links (auch wenn man das natürlich nicht gerne zugibt). Es ist darum bezeichnend, dass es der Ruf nach dem Staat ist, der allen Vorschlägen zugrunde liegt.

Wohin das führt… dafür ist, mit Verlaub, TeleBasel das beste Beispiel. Der «Mickey-Maus-TV»-Sender wird jährlich mit Millionen vom Bund direkt subventioniert. Ob das Publikumsinteresse diesen Geldsegen legitimiert? Fraglich, eher nein…

So liegt der Schluss nahe: mit dem Schwenk auf die kantonale Ebene wollen jene, die eine staatliche Medien-Subvention fordern, weder die Demokratie noch den Journalismus retten. Was sie wollen, sind Jobs für sich selber und Medien, die ihre Positionen vertreten. Guten und unverzichtbaren Journalismus zu machen, wäre ein Ticken schwieriger.

Und um selber in die Hosen zu steigen, und nach Werbe-Batzen, Sponsoren-Gelder oder zahlungskräftigen Gönnern zu suchen, dafür müsste man ein richtig gutes Produkt anbieten können.

Sollte also ein Kinderspiel sein, oder?

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