Musizieren und Singen in unsicheren Zeiten

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Tag der musikalischen Bildung CH am 7. November 2020

(Basel)(PPS) Seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie stehen die Musikschulen und Laienmusikvereine vor einer ungewissen Zukunft. Es drohen ein Rückgang der Schüler*innenzahlen und ein Schwund der Mitglieder. Innovative Angebote und die Unterstützung durch die öffentliche Hand sind gefragter denn je. Der Tag der musikalischen Bildung CH vom 7. November 2020 unterstreicht die grosse Bedeutung der Musikschulen und Laienmusikvereine als musikalische Bildungsplattformen.

Auch nach Wiederaufnahme des Präsenzbetriebs sind die Folgen der Coronavirus-Pandemie für die rund 400 im Verband Musikschulen Schweiz (VMS) eingebundenen Musikschulen und die zahlreichen Laienmusikvereine in der Schweiz noch deutlich spürbar. Instrumentenvorstellungen an den Musikschulen können aktuell nicht regulär durchgeführt und damit Kinder und Jugendliche nicht im üblichen Ausmass für die musikalische Bildung begeistert werden. Ensemble- und Orchesterproben sowie Konzerte der Musikschulen und Laienmusikvereine finden aufgrund der Schutzmassnahmen nur unter erschwerten Bedingungen statt.

Herausforderungen für die Musikschulen und die Laienmusik

Die verschärfte Wirtschaftslage wird sich auf die finanziellen Verhältnisse vieler Familien auswirken mit der Folge, dass künftig Eltern ihre Kinder und Jugendlichen nicht mehr in den Musikunterricht schicken können. Erste Rückmeldungen aus den Musikschulen deuten an verschiedenen Orten auf einen Rückgang der Schüler*innenzahlen hin, der sich künftig noch stärker akzentuieren könnte. Bei den Musikvereinen und Laienorchestern wie auch den Chören sind Rückgänge bei den aktiven Mitgliedern spürbar, da Konzertauftritte kaum möglich sind und der Probenbetrieb nur unter starken Einschränkungen stattfinden kann.

Musikvermittlung in Gefahr

Die öffentlichen Musikschulen in der Schweiz erfüllen als Teil des Bildungssystems, als Kulturin-stitutionen und als vorbereitende Ausbildungsstätte für ein Studium an einer Musikhochschule bedeutende Bildungsaufgaben in unserer Gesellschaft. Laienmusikvereine und Chöre engagieren sich als Bildungsplattformen in der musikalischen Nachwuchsförderung, sie ermöglichen das gemeinsame Musizieren im Ensemble und machen Musik an Konzerten einem breiten Publikum zugänglich. Musikschulen und Laienorganisationen tragen wesentlich zur Verankerung der Musik in der Gesellschaft bei und leisten einen entscheidenden Beitrag zur Teilhabe der Bevölkerung am Kulturerbe, zu dessen Pflege und Weiterentwicklung. Es besteht die Gefahr, dass aufgrund der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie der Zugang zu diesen musikalischen Bildungsplattformen nachhaltig unter Druck gerät und in der Folge die Chancengerechtigkeit im Bereich der musikalischen Bildung noch weniger gewährleistet ist.

Innovative Lösungen auch weiterhin gefragt

Musikschulen und Laienorganisationen haben in der Phase des Lockdowns schnell und mit grossem Engagement reagiert. Es wurden alternative Unterrichts- und Probenformen wie auch Online Plattformen für Auftritte entwickelt und verbreitet umgesetzt. Damit konnten die unmittelbaren Folgen der Einstellung des Normalbetriebs zumindest teilweise abgefedert werden. Um die nach-haltigen Auswirkungen bewältigen zu können, sind weitergehende Massnahmen notwendig. 

Die Musikschulen setzen nun alles daran, mit innovativen Lösungen wie flexiblen Anmeldefristen bzw. Eintrittsmöglichkeiten sowie speziellen Schnupperkursen oder wo nötig mit Fernangeboten dem Rückgang der Schüler*innenzahlen entgegen zu wirken. Laienvereine und Chöre müssen geeignete Räumlichkeiten für Proben und Konzerte finden und sie sind gefordert, neu Konzepte zur Gewinnung von Mitgliedern und für Auftritte zu entwickeln.

Breite Unterstützung notwendig

Die Musikschulen und viele Laienmusikvereine dürfen traditionellerweise auf die verdankenswer-te Unterstützung durch die öffentliche Hand zählen, so auch während der Zeit der Einstellung des Präsenzbetriebs. Die Hilfe der Gemeinden und Kantone gewinnt in der aktuellen Situation noch stärker an Bedeutung, denn die Entwicklung neuer Konzepte ist mit einem Mehraufwand verbun-den, bezüglich Infrastruktur wie auch finanzieller Art.

Damit Singen und Musizieren weiterhin zu den häufigsten Freizeitaktivitäten der Schweizer Be-völkerung zählt und eine umfassende musikalische Bildung ohne Hürden allen offen steht, braucht es das kreative Engagement und den Willen aller Beteiligten.

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