Es mangelt an Geld. Im Fussball ein Problem.

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Stimmt nicht, der Fussball schwimmt doch im Geld, sagen Sie? 

Dann finden Sie mal einen Verein, der sagt, er habe genügend Geld. Mit Ausnahme von schwerreichen Clubs wie Manchester City oder Paris Saint-Germain PSG beobachtet man überall Fußballfunktionäre, wie sie versuchen, mehr Geld aufzutreiben.

Der Verkauf fälschungssicherer Trikots – siehe den Artikel vom letzten Samstag – und sonstiger Fan-Artikel und Club-Devotionalien allein bringt sicher nicht genügend Geld in die Kasse der Vereine und kann im Grunde bei grossen Vereinen unter «peanuts» verbucht werden. Aber auch diese Umsätze sind letztlich wichtig und müssen gesichert werden. https://www.dzytig.ch/schweiz/eine-nachhaltige-idee-um-das-riesenproblem-der-produkt-piraterie-in-den-griff-zu-bekommen/

Pünktlich zum unlängst erfolgten Start in die 60. Bundesliga-Saison ist das Buch «Der Fußball braucht mehr Geld oder andere Regeln» von HSG-Dozent Stefan Legge, Gründer des European Inflation Trackers (https://www.european-inflation-tracker.com) und seinem Co-Autoren Steffen Löhr erschienen.

Darin erklären beide, warum der moderne Fussball nur scheinbar im Geld zu schwimmen scheint und die Kommerzialisierung des Sports ungebremst voranschreitet. 

Dabei beschäftigen sie sich natürlich auch eingängig mit dem Primus FC Bayern München, der seit zehn Jahren unsere Fussball-Bundesliga dominiert und zehnmal in Serie Deutscher Fussball-Meister wurde. Und vieles spricht dafür, dass dies auch in der neuen Saison wieder so sein wird. 

Doch wie erklärt sich diese Dominanz des FC Bayern? «Die Vereinsführung an der Säbener Strasse hat frühzeitig und klug viele Ideen der modernen Managementlehre umgesetzt», so Stefan Legge: «Die eigene Wettbewerbsposition wurde durch strategische Investoren gestärkt, gleichzeitig die Einnahmen markant erhöht und verstetigt. Man profitiert auch von einer attraktiven Location und davon, dass mögliche Konkurrenten ihnen das Leben einigermassen leicht machen.» 

Diese Konkurrenten teilen Legge & Löhr in zwei Gruppen: «Erstens die Sonderlinge – Hoffenheim, Leipzig, Leverkusen, Wolfsburg. Deren Besitzer wollen zwar oben mitspielen, aber ein Kampf mit den Bayern um die Meisterschaft ist ihnen zu teuer und betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll. Zweitens gibt es die grossen Traditionsclubs – Bremen, Dortmund, Frankfurt, Hamburg, Köln, Schalke, Stuttgart. Diese haben im Management zu viele Fehler gemacht und unter anderem die neuen Möglichkeiten, welche durch die 50+1 Regel Ende der 1990er Jahre geschaffen wurden, nicht richtig genutzt.»

Diese ominöse «50+1 Regel» – welche in Deutschland den Fans besonders wichtig ist – ermöglichte es erstmals, die Profiabteilung des Clubs in eine Kapitalgesellschaft auszugliedern. 

Anteile daran konnte ein Club dann verkaufen, um so einmalig sehr viel Geld einzunehmen. 

Grosse Traditionsclubs haben sich lange gegen diese «Kommerzialisierung» gewehrt – und so den Anschluss an den Branchenführer FC Bayern München verpasst.

«Geld schiesst halt eben doch Tore», widerspricht Stefan Legge dem bekannten Zitat der Trainer-Legende Otto Rehhagel. 

Fussball – ein lohnendes Geschäft?
Für die Clubs sind diese Geldzuflüsse ein Segen, für die Geldgeber häufig ein schlechtes Geschäft, wie etwa der Kursverlauf der Aktie von Borussia Dortmund exemplarisch zeigt. 

Viele, gerade kleinere Clubs, überleben zudem nur dank den reichen Mäzenen, welche Jahr für Jahr Geld in den Klub einschiessen. Sie tun dies häufig aus reiner Liebe zum Club und manchmal ohne die Aussicht, die eingeschossenen Mittel jemals wiederzusehen. 

Jüngstes Beispiel: Der «Papierli»-Schweizer, Ex-Hamburger und Besitzer von Kühne & Nagel bietet dem Hamburger Sportverein HSV – wieder einmal – Geld an; diesmal sind es sogar 120 Millionen Euro. Natürlich zu seinen Bedingungen. 

Die 50+1-Regel will der in der Corona-Zeit mit teuren Logistikdienstleistungen noch extrem reicher gewordene Milliardär mit Wohnsitz in Schindellegi SZ, dieses Mal voll ausreizen. Dafür pocht er auch auf mehr Macht im Verwaltungsrat. Und einen neuen Namen für die lange Jahre allseits als «Volkspark-Stadion» bekannte Spielstätte hat er auch schon.

Mit Fussballclubs lassen sich gute Renditen erzielen, wie Stefan Legge betont: «Vor etwa zehn Jahren erwarb die katarische Investorengruppe QSI den Club Paris Saint-Germain (PSG) für unter 100 Millionen Euro. Heute ist PSG gemäss Forbes geschätzte drei Milliarden Euro wert.» Eine Hammer-Rendite!

Allerdings gehe es dem Katar wohl eher um das sogenannte «Sportswashing», also darum, Mithilfe des Sports die eigene Reputation zu steigern. Deshalb würde QSI auch laufend neues Geld in den Club einschiessen – so wie es Mäzene eben tun. 

Und es geht weiter mit der Geldmaschine beim Primus FC Bayern: 250 Millionen Euro bis 2027. «Der Teufel scheisst immer auf den grössten Haufen.» so eine Volksweisheit.

https://www.bild.de/sport/fussball/bayern-muenchen/bayern-muenchen-neuer-mega-millionen-deal-mit-der-telekom-81005280.bild.html

(BILD vom 15. August 2022)

Die fortschreitende Kommerzialisierung im Fussball – und in anderen Sportarten – wird häufig kritisiert, doch aufhalten lässt sie sich wohl nicht, wie Stefan Legge sagt: «Oft heisst es, im Fussball gäbe es zu viel Geld. Tatsache ist jedoch, dass es dem Fussball chronisch an Geld mangelt. Jeder Club sucht händeringend nach zusätzlichen Einnahmen, weil Geld am Ende Tore schiesst. Die Regeln des Sports erzeugen einen relativen Wettbewerb, bei dem die Kommerzialisierung stetig voranschreitet. Fussball auf dem heutigen Niveau ist ohne so viel Geld nicht möglich.»

Legges & Löhrs Buch über Fussball & Geld betrachtet und stellt Fragen wie:

  • Weshalb schwimmt der Fußball im Geld und braucht doch ständig immer noch mehr Geld?
  • Warum gibt es nur an zwei Samstagen im Jahr eine Bundesliga-Konferenz mit neun Spielen?
  • Wie hat ausgerechnet die 50+1 Regel dem Primus FC Bayern zu seiner Dominanz verholfen?
  • Warum steigen Investoren wirklich bei Fußballclubs ein?
  • Was sind die Ursachen und Folgen der Kommerzialisierung des Fußballs?
  • Welche Reformvorschläge gibt es und welche haben Aussicht auf Erfolg?

Egal, ob Sie sich für den Fußball, den Sport im Allgemeinen, die Politik oder die Wirtschaft interessieren: dieses Buch wirft einen neuen, ehrlichen Blick auf den Fußball und seine wirtschaftliche Ausbeutung.

Zusatz 18.8.2022: Dieser Artikel entstand schon in der letzten Woche und Dienstag dieser Woche wurde nun bekannt, dass der Hamburger Sportverein HSV das Angebot des deutsch-sc

hweizerischen Ehepaars Kühne – bei ihren Sponsoring-Attacken in Deutschland treten sie durchgängig immer als Paar auf – über die 120 Millionen Euro immerhin dankend abgelehnt hat. 

Foto: Aus den «Stuttgarter Nachrichten» vom 23.03.2018

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