Hört die Signale!

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5 Sinne hat der gesunde Mensch: Sehen, Riechen, Schmecken, Tasten und Hören. 

Mit deren Zusammenwirken erkunden wir unsere Welt. 

Doch nur 1 Sinn können wir nicht ausschalten, nicht einmal im Schlaf! Das Hören.

Manchmal ist es ja ganz nützlich, wenn man schlecht hört und nicht überall alles mithören muss, was die Mitmenschen so mehr oder weniger laut reden. Überwiegend ist es aber hinderlich im Alltag, wenn man schlechter hört als auch schon.

Und auch gefährlich im zukünftigen leiseren Strassenverkehr in der Stadt, mit den vielen schnellen E-Autos, E-Busse und E-Bikes und E-Trottinetts. Wer einmal als Radfahrer von einem der sich von hinten unbemerkt heranschleichenden megalangen Gelenkbusse mit E-Antrieb überholt wurde, weiss ein seine gute Hörfähigkeit zu schätzen! 

Doch mit dem Älterwerden brauchen wir alle früher oder später ein Hörgerät. 

Noch ist das so!

Der Grund dafür ist ein Signalweg, der die Funktion unserer Hörsinneszellen steuert und der im Alter leider schleichend oder eben schneller nachlässt. 

Hinweise dafür liefern nun Forschende um Herrn Prof. Dr. Daniel Bodmer von der Universität Basel. https://biomedizin.unibas.ch/en/research/research-groups/bodmer-lab/

Der schleichende oder schnellere Gehörverlust trifft irgendwann fast jeden: zu laute Geräusche oder auch einfach zunehmendes Alter lassen die Hörsinneszellen und deren Synapsen im Innenohr nämlich zunehmend degenerieren und absterben. 

Die derzeit einzige Behandlungsmöglichkeit dafür ist ein schönes Hörgerät oder im Extremfall – ein Cochlea-Implantat, eine Hörprothese – wenn das Hörgerät zum Hören nicht mehr ausreicht.

«Um neue Therapien zu entwickeln, müssen wir besser verstehen, was die Hörsinneszellen für ihre Funktion brauchen.», erklärt Dr. Maurizio Cortada vom Departement Biomedizin der Universität Basel und des Universitätsspitals Basel. 

In Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe von Prof. Dr. Michael N. Hall am Biozentrum hat Herr Cortada nun untersucht, welche Signalwege die sogenannten Haarzellen im Innenohr beeinflussen. 

Dabei sind die Forschenden auf einen zentralen Regulator gestossen, wie sie im Fachjournal «iScience»berichten.

Dieser besagte Signalweg, in den Fachkreisen «mTORC2-Signalweg» genannt, spielt unter anderem für das Zellwachstum und das Zellskelett eine wichtige Rolle. 

Welche Funktion er in den Haarzellen des Innenohres übernimmt, war bisher aber eben nicht erforscht.

Entfernten die Forschenden in ihren Tierversuchen bei Mäusen ein zentrales Gen dieses Signalwegs in den Haarzellen des Innenohrs, verloren die Tiere sukzessive das Gehör. 

Im Alter von zwölf Wochen waren sie dann komplett taub, schreiben die Autorinnen & Autoren in dieser Studie.

Genauere Untersuchungen zeigten, dass die Haarsinneszellen im Innenohr ohne den «mTORC2-Signalweg» ihre Sensoren verloren: Haarzellen haben Ausstülpungen, die an Härchen erinnern und wichtig sind, um den Schall in Nervensignale umzuwandeln. 

Diese «Härchen» waren bei den Mäusen mit Gehörverlust verkürzt, wie die Forschenden mittels Elektronenmikroskopie feststellten. Ausserdem war die Anzahl Synapsen, welche die Signale an den Hörnerv weiterleiten, reduziert.

«Aus anderen Studien wissen wir, dass die Produktion von Schlüsselproteinen dieses Signalwegs mit dem Alter abnimmt.», so der Forscher Cortada. 

Womöglich besteht ein Zusammenhang zum Verlust an Synapsen und der Abnahme der Funktion der Hörsinneszellen im Innenohr, die mit zunehmendem Alter zur Abnahme des Hörvermögens führen.

Und hier liegen zukünftig neue Chancen für uns durch Hörverlust geplagte Menschen: 

«Wenn sich das bestätigt, gäbe es damit einen möglichen Ansatzpunkt für künftige Therapien.», so der Biomediziner Cortada.

Mittel- und Innenohr wären beim Menschen beispielsweise sehr gut erreichbar für lokal verabreichte Wirkstoffe oder für Gentherapien. 

Die Ergebnisse dieser Forschung hier in Basel könnten der Entwicklung solcher neuer Behandlungsmöglichkeiten den Weg ebnen.

Nach Dekaden der Beschallung mit den allseits beliebten schönen weissen AirPods müssen wir uns dann eines Tages nicht mehr mit den weniger schönen Hörgeräten & Hörprothesen herumärgern.

Quelle: Maurizio Cortada

, Soledad Levano, Michael N. Hall, Daniel Bodmer

mTORC2 regulates auditory hair cell structure and function.

iScience (2023), doi: 10.1016/j.isci.2023.107687

Foto: picture-alliance

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