Fleischkonsum führt zur Zerstörung der Regenwälder

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  • Jedes Jahr werden durchschnittlich 10 Millionen Hektar Wald zerstört, hauptsächlich durch die Landwirtschaft
  • Entwaldung und Umwandlung von Waldflächen sind mit vier Rohstoffen verbunden: Soja, Palmöl, Rindfleisch und Holzfaserplantagen, wobei die Rinderproduktion mit Abstand am meisten Wald verdrängt
  • Freiwillige Selbstverpflichtungen der Unternehmen müssen erheblich ausgeweitet werden, um die Akteure der Lieferkette einzubeziehen
  • Aus der Analyse des Berichts geht hervor, dass weniger als 50% der Unternehmen über Fortschritte bei ihren bestehenden freiwilligen Verpflichtungen zur Abholzung und Umwandlung von Wäldern berichten, und dass ihr durchschnittlicher Fortschritt bei lediglich 55 % liegt.

(Zürich)(PPS) Gemäss dem heute veröffentlichten WWF-Bericht «Deforestation and conversion-free supply chains: A guide for action» reichen die heutigen Massnahmen der Unternehmen nicht aus, um die Zerstörung der wertvollsten Ökosysteme der Welt aufzuhalten. Wälder, Savannen und Grassland verschwinden weiterhin in rasendem Tempo. Der Bericht von WWF und der Boston Consulting Group (BCG) erscheint ein Jahrzehnt nachdem sich die Mitglieder des Consumer Goods Forum (CGF) erstmals dazu verpflichtet haben, die Abholzung von Wäldern aus ihren Lieferketten zu verbannen.

Während das zunehmende öffentliche Bewusstsein die Unternehmen zum Handeln gedrängt hat – und diese viele freiwillige Verpflichtungen eingegangen sind – stellt der Bericht fest, dass dieser Fortschritt nicht die gewünschte Wirkung zeigt: Nur 41-46% der Unternehmen berichten über den Fortschritt bei der Erfüllung ihrer Verpflichtungen und nur 55% haben die Ziele erreicht, was die Umsetzungslücke verdeutlicht. Darüber hinaus sind Verarbeiter und Händler, also die Teile der Lieferkette, die den grössten Einfluss auf positive Veränderungen haben, bisher die wenigsten Verpflichtungen eingegangen.

Zwischen 2001 und 2015 trug die Produktion von Agrarrohstoffen zu 39% des weltweiten Verlusts von Baumbestand bei. Jedes Jahr werden durchschnittlich 10 Millionen Hektar Wald zerstört, hauptsächlich durch die Landwirtschaft. Der Bericht beleuchtet vier Schlüsselrohstoffe, darunter Soja, Palmöl, Rindfleisch und Holzfaserplantagen, die im Mittelpunkt der CGF-Verpflichtung zur Null-Netto-Waldrodung im Jahr 2010 standen. Der Zusammenhang zwischen diesen Rohstoffen und den führenden Abholzungs- und Umwandlungsfronten ist auffällig. Die Analyse zeigt, dass die Rinderproduktion mit Abstand am meisten Wald verdrängt und zwischen 2001 und 2015 für 37 % der landwirtschaftlich bedingten Entwaldung verantwortlich ist. Sie ist zusammen mit der Sojaproduktion die führende Kraft hinter der Umwandlung von Grasland und Savannen, z.B. in Lateinamerikas Chaco und Cerrado Regionen. Soja ist der Rohstoff, bei dem sich die wenigsten Unternehmen zu einem Verzicht auf Abholzung und Umwandlung verpflichtet haben. Der WWF möchte dies besonders im Vorfeld des Ende Juli stattfindenden Vorgipfels des UN Food Systems Summit hervorheben, der zum Handeln auf allen Ebenen des Nahrungsmittelsystems aufruft, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) bis 2030 zu erreichen.

Freiwillige Selbstverpflichtungen von Unternehmen sind zwar entscheidend, reichen aber nicht aus, um den erforderlichen Wandel voranzutreiben. Der Bericht fordert mehr Führung, Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Verifizierung durch Unternehmen, Käufer sowie Produzenten. Dies neben einer starken staatlichen Gesetzgebung, um abholzungs- und umwandlungsfreie Lieferketten zu gewährleisten. Weiter braucht es Verpflichtungen von Finanzinstitutionen, um einen systemischen Wandel voranzutreiben.

Romain Deveze, Rohstoffexperte WWF Schweiz:

«Schweizer Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, den Verlust der Natur aufzuhalten und rückgängig zu machen. Dies beginnt damit, dass sie sich verpflichten, keine Abholzung und Umwandlung zu betreiben.»

«Der neuste WWF-Bericht zeigt, dass es derzeit bei bestehenden freiwilligen Verpflichtungen für Unternehmen Hürden der Rückverfolgbarkeit gibt. Diese Hürden gilt es aus dem Weg zu räumen. Denn wir müssen unbedingt das Tempo erhöhen, um die besorgniserregenden Auswirkungen auf die Natur zu stoppen.»

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