Bauer “Bänz” und sein Skilift

Auszeit mit

Die Fasnacht – so wird ihr geschichtlicher Auftrag landläufig definiert – sollte nun also den Winter vertrieben haben. Die Piccolos liegen Mundstück an Mundstück bei “Musik Oesch”, wo die niedergepfiffenen Klappen-Pölsterli ersetzt werden. Und die Spannseile der Trommeln sind für eine Weile gelöst. Frühlingshafte Temperaturen verdrängen jedweden Gedanken an Schnee und “Ä Kafi am Pischterand” – sie erinnern sich: Vreni Schneider 2012.

Pure Nostalgie…

…nun befällt uns doch immer ein klein wenig Nostalgie, wenn wir heutzutage – im Zeitalter von Erderwärmung, Gletscherrückzug und vermehrt grünen Weihnachten – an die zahlreichen Abfahrten im Pulverschnee zurückdenken. An Bauer “Bänz” im Berner Oberland, der eigentlich auf den Namen Benedikt getauft war und keine hundert Meter von seinem “Heimetli” entfernt einen – ja, ja – modernen Bügellift betrieb. So nutzten gerade die Bergbauern damals ihr Land im Winter. Die Investition in den Skilift lohnte sich allemal. Der warf für Mensch und Rindvieh genügend ab – die Zeit ohne Ernte-Erträge war so mehr als gesichert.

Alles in allem eine rentable Idylle. Da oben am Berg.

Tempi passati – leider.

Was sich wie die Schilderung von Szenen aus einem Gotthelf-Film anhört, das lebt tatsächlich nur noch in der Ideal-Vorstellung von Ewiggestrigen. Winter mit genügend Schnee an einem einsamen Lift neben Bänzens Heimetli – das war einmal. Heute hieven Sechser-Sessel (beheizt, wohlverstanden) die Wintersportler-Heerscharen auf den Berg, und die Schneekanonen stehen am Pistenrand Spalier.

Schneekanonen – logisch, um den Launen von Petrus vorzubeugen, und allenfalls zu trotzen. Die künstliche Beschneiung ist übrigens – man höre und staune – keine Erfindung des Klimawandel-Zeitalters. Bereits 1950 erfanden die Amerikaner Art Hunt, Dave Richey und Wayne Price vom US-Skihersteller Tey Manifacturing die erste Druckluftschneekanone. Als Reaktion auf einen Winter ohne Schnee. Wer sagt’s denn…

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Erfindung einer kompletten Beschneiungsanlage mit einem Lanzensystem im Oktober 1970 in Betrieb genommen werden konnte. Geschaffen vom deutsch-stämmigen Herman K. Dupré (geboren am 13. August 1932, gestorben am 25. April 2020), der als Eigentümer des “Seven Springs Ski Resort” über 34 Patente im Zusammenhang mit der Produktion von Kunstschnee verfügte.

Längst sind auch viele Schweizer “Resorts” Kunde bei den diversesten Herstellern von Beschneiungsanlagen. Zumal derzeit lediglich noch 18 Skigebiete als schneesicher gelten – Von der “Silvretta Arena” Ischgl/Samnaun, wo 90 Prozent der Pisten über 2000 Meter über Meer liegen, bis ins “4 Vallées” im Wallis, wo Pisten von 1500 bis 3300 m/üM angeboten werden. Auch auf der Liste der Schneesicheren erscheint Andermatt, wo zuletzt der ägyptische Investor Samih Sawiris für ordentlich Rambazamba gesorgt hat. Sekundiert von “Altmeister” und Ex-Olympiasieger Bernhard Russi. Nun will der Ägypter, dessen Orascom Development Holding AG, mit Sitz in Altdorf notabene, eine im Städtebau tätige internationale Unternehmensgruppe ist, aber nicht mehr länger nur seinen eigenen Geldbeutel öffnen, um der Innerschweiz als Top-Ski-Resort zu Ruhm und Glanz zu verhelfen. Mit “Vail Resort” hat er sich einen Big Player mit ins Boot geholt. Der US Konzern, der grösste Ski-Resort-Betrieber der Welt, übernimmt in Andermatt die Aktienmehrheit der Bergbahnen und will – gemeinsam mit Sawiris – die Destination weiterentwickeln.

Das hört sich nett und unverfänglich an. Zweifellos.

Dennoch beschleicht einem beim jüngsten Coup in den schneebedeckten Schweizer Bergen ein klein wenig das “Ausverkauf-der-Heimat-Gefühl”. Was wohl Bauer Bänz dazu sagen würde?

Vielleicht würde er darauf hinweisen, dass dieser Prozess schon lange im Gange sei. Er würde mit Bestimmtheit Radovan Vitek nennen, der sich in Crans-Montana breit gemacht hat. Und das nicht nur zur Freude der Walliser Gemeinde. Er würde – löblich – auch den österreichischen Grossinvestor Markus Schröcksnadel erwähnen, der die “Saastal Bergbahnen AG” in den letzten Jahren wieder die Erfolgsspur zurückgeführt hat. Markus, Sohn von Peter Schröcksnadel, dem ehemaligen Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes ÖSV, hat sich jedoch auch schon in Savognin “niedergelassen”. Und weiter: die meisten Bergbahnen in St. Moritz sind im Besitz der beiden Söhne des zypriotischen Reeders Stavros Niarchos, Philip und Spyros. Ihnen gehören schliesslich auch die Skigebiete Corvatsch, Diavolezza und Lagalp.

Was beweist: den ausländischen Milliardären gefällt es in der Schweiz…

… sei’s drum: Bänzens Schlepplift ist schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb. Es ist ihm damals nicht gelungen, einen Investor für neue Zugseile und Zweier-Sessel zu finden.  

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