Kanton St. Gallen – Zu nah, zu schnell, zu gefährlich

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Zu geringer Abstand bei hoher Geschwindigkeit hat schon zu manchem Unfall auf St. Galler Autobahnen geführt. Die Kantonspolizei St. Gallen führt deshalb auf Ende 2022 ein neues Messsystem ein, welches die Einhaltung des Mindestabstands kontrolliert. Damit soll die Verkehrssicherheit auf Hochleistungsstrassen weiter erhöht werden. Das neue System mit dem Namen «Verkehrs-Kontroll-System (VKS)» ist in der Lage, den Abstand zwischen zwei Fahrzeugen sowie deren Geschwindigkeit zu messen. Das System registriert, wenn ein Verstoss gegen die geltenden Verkehrsregeln vorliegt und zeichnet diese Widerhandlung auf. Die Kantonspolizei St.Gallen bringt die fehlbaren Verkehrsteilnehmenden dann bei der Staatsanwaltschaft des Kantons St.Gallen zur Anzeige, welche das Strafmass festlegt. Eine Kopie der Anzeige geht an das Strassenverkehrsamt des Wohnkantons. Dieses prüft allfällige Massnahmen, wie beispielsweise einen Führerausweisentzug. Verstösse gegen die geltenden Abstandsregeln werden also nicht im Ordnungsbussenverfahren abgehandelt, sondern haben immer eine Anzeige und allfällige Ausweismassnahmen zur Folge.
Symbolbild
Symbolbild (Bildquelle: Kapo SG)

Erhöhung der Verkehrssicherheit

Mit dem neuen System kann die Kantonspolizei St.Gallen einen weiteren wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf den Hochleistungsstrassen (Autobahnen und Autostrassen) im Kanton leisten. Bislang konnten Widerhandlungen im Bereich «Abstand» lediglich punktuell im Rahmen von zivilen Patrouillenfahrten festgestellt und geahndet werden. Das neue System erlaubt die Überwachung eines Streckenabschnitts über einen längeren Zeitraum und erfasst den gesamten Verkehr, der die Kontrollstelle passiert. Die Kantonspolizei St.Gallen ist das erste Korps in der Ostschweiz, welches ein Verkehrs-Kontroll-System einführt und somit einen innovativen und proaktiven Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit leisten kann.

Achtung Unfall

Auf Hochleistungsstrassen im Kanton St.Gallen ereigneten sich jährlich ca. 100 polizeilich registrierte Auffahrunfälle Bei rund der Hälfte dieser Unfälle wurden Personen verletzt. Einziger Trost ist dabei, dass es in den meisten Fällen bei leichtverletzten Personen blieb. Die jährliche geschätzte Schadenssumme dieser Unfälle belief sich auf knapp 1.5 Millionen Schweizerfranken. Auffahrunfälle sind die zweithäufigsten Unfalltypen auf Hochleistungsstrassen, nur noch Schleuder- und Selbstunfälle kommen häufiger vor. Die Ursache «zu nahes Aufschliessen» ist die häufigste Ursache dieser Unfälle auf Hochleistungsstrassen, noch vor dem Nichtanpassen der Geschwindigkeit an die Strassenverhältnisse. Das VKS ist somit ein wichtiges Mittel, welches es der Kantonspolizei St.Gallen erlaubt, einen proaktiven Beitrag für die Unfallprävention zu leisten.

Die Regeln

Ein Auto, welches mit 120 km/h fährt hat bei trockener Fahrbahn einen Anhalteweg von über 100 Meter. Bei 100 km/h beträgt der Anhalteweg über 80 Meter, bei 80 km/h rund 60 Meter. Bei nasser Fahrbahn verlängert sich der Anhalteweg rund um die Hälfte. Als Faustregel für Verkehrsteilnehmende gilt, dass der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug diese Distanz betragen muss, die man selber in zwei Sekunden zurücklegt. In Metern ausgedrückt, kann man die aktuelle Geschwindigkeit auf dem Tacho durch zwei teilen und erhält die nötige Meter-Anzahl. Das Strassenverkehrsgesetz legt fest, dass gegenüber allen Strassenbenützern ausreichender Abstand zu wahren ist, namentlich beim Kreuzen und Überholen sowie beim Neben- und Hintereinanderfahren. Beim Hintereinanderfahren ist der Abstand so zu wahren, dass auch bei überraschendem Bremsen des voranfahrenden Fahrzeugs rechtzeitig gehalten werden kann.

Toleranzen und manuelle Überprüfung

Das VKS misst mit mehreren speziellen Kameras den Abstand zwischen den Vorderachsen von zwei hintereinanderfahrenden Fahrzeugen und zeichnet diese Messungen auf. Messungen, bei denen die Abstandsregeln krass missachtet werden, zeigt das System den Mitarbeitenden der Verkehrspolizei vor Ort zur Überprüfung an. Die registrierten Verstösse werden direkt im Messfahrzeug manuell verifiziert und bestätigt.

Keine Einnahmen für die Kantonspolizei St.Gallen

Die Anschaffung des Systems hat die Kantonspolizei St.Gallen etwas über 200'000 Franken gekostet. Die jährlichen Betriebskosten belaufen sich auf rund 30'000 Franken pro Jahr. Betrieben wird das System von der Verkehrspolizei mit dem bestehenden Personalbestand. Aufgrund dessen, dass im Falle des Nichteinhaltens des Mindestabstands eine Anzeige an die Staatsanwaltschaft erfolgt, erwirtschaftet die Kantonspolizei St.Gallen mit dem Verkehrs-Kontroll-System keine Einnahmen. Quelle: Kapo SG

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