Die neutrale Schweiz ist eines der am stärksten bewaffneten Länder der Welt

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Die Schweiz blieb als eines der wenigen Länder Europas in den letzten Jahrhunderten von Krieg und Konflikten verschont. Das führen viele Beobachter auf ihren neutralen Status zurück. Dieser gilt als eines der Kennzeichen des Landes, das international für seine Banken, Uhren, Schokolade oder Käse berühmt geworden ist. Als neutrale Nation hat sich die Schweiz immer aus Konflikten herausgehalten. Umso überraschender ist es, dass das Land zu den am stärksten bewaffneten Ländern zählt. Diese Ambivalenz ist auch in anderen Bereichen zu finden. Schon seit vielen Jahren legt das Land Wert auf einen eigenständigen Weg. So sind alle wesentlichen politischen Strömungen der Schweiz an der Regierung beteiligt. Gleichzeitig legt man grossen Wert auf eine umfassende Bürgerbeteiligung, die in zahlreichen Volksbefragungen ihren Ausdruck findet. Die Ergebnisse dieser Befragungen und Abstimmungen sind für die Regierung bindend. Diese Eigenständigkeit zeigt die Schweiz auch in ihrer Gesetzgebung. So schottet sie beispielsweise ihren Markt bei Glücksspielen vollständig vom Rest der Welt ab. Lediglich die Schweizer Casinos dürfen mit entsprechenden Lizenzen agieren; das gilt sinngemäss auch für die Online-Angebote. Diese dürfen nur von stationären Casinos auf den Markt gebracht werden. Sie überzeugen [zwar mit einer grossen Auswahl an Spielen](mit einer grossen Auswahl an Spielen), doch die Anzahl ist derzeit auf zehn legale Anbieter begrenzt. Hier finden die Schweizer Kunden ebenfalls eine breite Palette an Bonusangeboten, Einzahlungsmöglichkeiten und attraktiven Auszahlungsquoten. Doch die Abgrenzung mithilfe von technischen Sperren unterscheidet den Markt in der Schweiz deutlich vom Rest Europas.

Erfolgsmodell bewaffnete Neutralität

Das gilt auch für die Bewaffnung der Bevölkerung. Diese hat eine lange Tradition und reicht in der Geschichte weit zurück. Bis heute gilt in der Schweiz die Wehrpflicht. Sie ist die Basis der sogenannten bewaffneten Neutralität. Während andere neutrale Länder ihre Armeen im Laufe der letzten Jahrzehnte stark reduziert haben, setzt die Schweiz weiterhin auf die Kraft ihrer Streitkräfte. Dabei handelt es sich vor allem um eine gut ausgebildete und stark bewaffnete Milizarmee, die auf ein Verteidigungsnetzwerk von Bunkern und Verteidigungsanlagen zurückgreifen kann. Doch dabei ist es nicht geblieben, ganz im Gegenteil. Private Waffen sind in der Schweiz stark verbreitet, Schiessereien kommen trotzdem selten vor. Das ist auf eine Waffenkultur zurückzuführen, die sich stark von jener in den USA unterscheidet. Die Schweizer kaufen gerne Waffen, das zeigt auch die Statistik. So stellte die Polizei im Jahr 2022 mehr als 45.000 neue Erwerbsscheine für Feuerwaffen aus, das waren so viele wie seit Jahren nicht mehr. Die Beliebtheit scheint also ungebrochen zu sein.

Vierthöchste Waffendichte Europas

Jährlich steigt die Zahl der Bewilligungen um rund 10 Prozent an. Das führen Experten auf die geänderte Sicherheitslage in Europa und die Beliebtheit des Schiesssports zurück. Dabei greifen nicht nur Männer, sondern verstärkt auch Frauen zu den Waffen. Sie machen rund 15 Prozent der Mitglieder des Schweizer Schiesssportverbandes aus. Analysen zeigen, dass die Schweiz zu den am stärksten bewaffneten Ländern zählt. So sollen bereits im Jahr 2008 mehr als 2,3 Millionen Schusswaffen in der Schweiz in Umlauf gewesen sein. Dazu kommen weitere 360.000 Waffen, die von den Strafverfolgungsbehörden eingesetzt werden. Mit 28 Waffen in Privatbesitz pro 100 Einwohnern liegen in Europa nur Finnland, Österreich und Norwegen vor der Schweiz. Die USA bleiben allerdings mit 120 Waffen pro 100 Einwohnern weiterhin unerreicht. Der Privatbesitz von Waffen gehört also zur Identität des Landes, das aufgrund der Wehrpflicht und der Milizarmee das Thema immer präsent hat. Schliesslich behalten die Wehrpflichtigen ihre Ordonnanzwaffen zu Hause. Nach ihrem Dienst können sie diese gegen eine geringe Gebühr sogar zurückkaufen. Das hat dazu geführt, dass viele Schweizer eine Waffe im eigenen Schrank haben.

Die Waffendichte ist in der Kriminalitätsstatistik nicht sichtbar

Trotzdem wird die hohe Waffendichte in der Kriminalstatistik nicht sichtbar. Die Waffen sind zwar verfügbar, führen jedoch nicht zu entsprechend hohen Tötungsdelikten. Diese sind 20-mal geringer als in den USA. Kein Wunder also, dass dort die Schweiz oft als Vorbild zitiert wird, wenn es um eine friedliche Waffenkultur geht. Hierzulande kommt es nur fast nie zu Schiessereien; der letzte Amoklauf mit Waffengewalt liegt schon mehr als 20 Jahre zurück. Die Mordrate ist deutlich niedriger als in den USA oder im Rest der Welt. Die Annahme, dass ein hoher Anteil an Waffenbesitzern automatisch zu mehr Tötungsdelikten führt, basiert lediglich auf Zahlen aus den USA und ist offenbar nicht auf die Schweiz übertragbar, betonen Forscher immer wieder. Sie führen den Status quo der Schweiz auf eine Mischung aus Vertrautheit mit Waffen, umfassender Ausbildung im Bereich der Sicherheitsmassnahmen und Eigenverantwortung zurück. Die Schweiz bildet in Europa jedoch keine Ausnahme, denn die Situation in Finnland ist ähnlich. Dort gibt es ebenfalls eine lange Jagdtradition, entsprechend hoch ist der Anteil an privaten Waffen. Gleichzeitig ist die Zahl der Tötungsdelikte ähnlich niedrig wie in der Schweiz. Untersuchungen zeigen, dass die Mordrate im Wesentlichen von der Grösse und Aktivität der Kriminellen abhängig ist. Trotzdem diskutiert man in der Schweiz immer wieder eine Einschränkung der Verfügbarkeit von Waffen. Grund dafür ist die vergleichsweise hohe Selbstmordrate. Die Befürworter argumentieren hingegen mit der traditionellen Betonung der Verteidigungsfähigkeit der Schweiz und wollen nichts daran ändern.

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