Wir bezahlen oft & gern mit dem Handy. Wer hätte das gedacht!

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Dass ich jemals ohne Bedenken mit meinem Handy bezahlen würde, hätte ich noch vor 6 Monaten nicht gedacht! 

Zu gross war meine Angst vor Manipulation und Hackerangriffen.

Dabei ist die sich rasch verbreitende Bezahl-App TWINT eher sicher. 

TWINT ist – wie WhatsApp – in der Schweiz schon regelrecht zum Kult geworden. TWINT ist in! 

Erstaunlicherweise auch bei den Reiferen zwischen 40 und 80 Jahren.

Man schickt sich gegenseitig Geld aufs Handy – innert Sekunden – und bezahlt oder hat sein Geld gleich auf dem Konto. Gleich überprüfbar in der Banking-App. Alles in Echtzeit. Wie früher in den vergangenen hunderten Jahren, auf einem Markt wo man sich traf und Ware gegen Ware getauscht würde und später dann Ware gegen Geld oder Geld gegen Ware als das Geld als Tauschmittel aufkam.

Da wollte ich doch auch wissen, wie das mit dem Handy so einfach geht und vor allem wo denn da nun «der Haken» ist. Also installierte ich TWINT. Gratis. Und war erfreut.

Dieser Bezahlvorgang dauert wirklich nur einen Klick und insgesamt maximal 2-3 Sekunden. Kein Anstehen mehr an der Ladenkasse. Rein in den Laden, Ware in den Korb, Self-Scannen, Klick & Bezahlen mit TWINT und schon ist man wieder draussen.

Die Chance, den in Basel immer allgegenwärtigen Velo-Dieb dann noch persönlich anzutreffen ist eher hoch, denn der braucht für ein gutes Schloss immer noch so seine 3-5 Minuten Aufknackzeit. Laut Stiftung Warentest.

In Skandinavien ist solche Handy-Zahlung alltäglich und in Deutschland, was in allem IT-Bezogenen immer noch “nacheilt” – man kann es wirklich nicht mehr hören – ist solche Bezahlung noch in den Kinderschuhen. Auch wegen der grösseren Lücken im Handynetz, die inzwischen einmalig in Europa sein sollen.

Pünktlich nach 6 Monaten hat jetzt der Swiss Payment Monitor wieder seine regelmässige halbjährliche Studie zu unserem Zahlungsverhalten veröffentlicht. Wir haben bereits zwei Mal darüber berichtet: vor einem Jahr und vor einem halben Jahr.

Zur Erinnerung: Der Swiss Payment Monitor (SPM) ist eine langfristige Studienreihe und erscheint halbjährlich, um die Entwicklungen im Zahlungsverhalten der Schweizer Bevölkerung zeitnah abzubilden. Er wurde im Jahr 2018 erstmals veröffentlicht und basiert einerseits auf repräsentativen Umfragedaten einer Online- und Tagebucherhebung und anderseits auf öffentlichen Daten der Schweizerischen Nationalbank. 

In der ersten Maihälfte 2023 wurden wieder rund 1450 Personen ab 18 Jahren aus allen drei Landesteilen zu ihren Zahlungsgewohnheiten und Einstellungen gegenüber (innovativen) Zahlungsmitteln repräsentativ befragt.

Was haben die Forscher herausgefunden?

  • Die Schweizer Bevölkerung nutzt immer häufiger mobile Bezahlformen wie TWINT.
  • Mittlerweile werden nur die Debitkarte und das Bargeld noch häufiger zum Bezahlen eingesetzt. 
  • TWINT wird bei jeder zehnten Zahlung verwendet.
  • Onlinefähige Debitkarten sind weitere Wachstumstreiber.

Zahlungen mit einem mobilen Gerät wie Mobiltelefon, Tablet oder einer Smartwatch sind mit einem Anteil von 21% gemessen an der Anzahl Transaktionen mittlerweile auf dem dritten Platz der Zahlungsmittel. 

Dies umfasst einerseits Zahlungen direkt über das Bankkonto etwa mit TWINT, andererseits aber auch Zahlungen mit in einer App hinterlegten Kredit- oder Debitkarte wie bei Apple Pay oder Samsung Pay. Am häufigsten bezahlt wird mit der physischen Debitkarte (29% der Zahlungen), dicht gefolgt von Bargeld (28%). 

Im Vergleich zu den anderen Zahlungsmitteln ist die Häufigkeit der Nutzung der Debitkarte seit der letzten Erhebung vor einem halben Jahr gestiegen, unter anderem auch als hinterlegtes Zahlungsmittel bei mobilen Transaktionen. 

«Die neue Generation von Debitkarten ist onlinefähig und offenbart neue Einsatzmöglichkeiten, was die Attraktivität der Debitkarte erhöht und mobiles Bezahlen fördert.», sagt Tobias Trütsch, Zahlungsökonom der Universität St. Gallen. 

Dies zeigt sich auch in der zunehmenden Einsatzhäufigkeit der Debitkarte als Abrechnungsprodukt im Distanzgeschäft (+4 Prozentpunkte), wo sie mit einem Anteil an der Anzahl Transaktionen von 14% auf Platz vier landet.

TWINT ist die am häufigsten genutzte mobile Bezahlform in der Schweiz. Insgesamt wird bereits jede zehnte Zahlung mit TWINT getätigt. 

«Twint spielt im Präsenzgeschäft, welches 86% aller Zahlungen ausmacht, eine immer wichtigere Rolle.», sagt ZHAW-Zahlungsmittelexperte Marcel Stadelmann. 

«Mit einem Anstieg von 4% auf 7% gemessen an der Anzahl Transaktionen weist Twint beim Bezahlen vor Ort ein starkes Wachstum auf.»

Im Distanzgeschäft ist TWINT mit einem Anteil von 33% gemessen an der Anzahl Transaktionen mittlerweile auf Platz eins, gefolgt von der Kreditkarte als Abrechnungsprodukt (27%) und der Rechnung (21%). Bei der Betrachtung der Umsatzanteile bleibt TWINT im Distanzgeschäft mit 20% aber weiterhin deutlich hinter der Rechnung (49%) und der Kreditkarte als Abrechnungsprodukt (24%) zurück.

Die Nutzung von Bargeld geht im Vergleich zur letzten Erhebung wieder leicht zurück (-1,1 Prozentpunkte), nachdem sie sich im Jahr 2022 stabilisiert hatte. Bargeld bleibt aber mit einem Anteil von rund 28% gemessen an der Anzahl Transaktionen das am zweithäufigsten verwendete Zahlungsmittel. Der Anteil der IT-misstrauischen Menschen bleibt somit ebenso erstaunlicherweise stabil.

Demgegenüber nimmt der Anteil Befürworter und Besitzer von Bargeld zu. Mehr Personen denn je seit der Erhebung des SPM lehnen eine Abschaffung von Bargeld ab. Zudem stieg der Anteil der Schweizer Bevölkerung, welche üblicherweise Bargeld im Portemonnaie mit sich führt, nachdem dieser in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken ist.

Bargeld wurde bereits von einem Fünftel der Schweizer Bevölkerung an einer Ladenkasse bezogen (sog. «Cash-Back-Verfahren»). Dabei wird vor allem die Bequemlichkeit, Zeitersparnis und die Gebührenfreiheit als Grund erwähnt.

«Oftmals ist für die Befragten aber auch kein entsprechender Bancomat oder Bankschalter in der unmittelbaren Umgebung verfügbar, insbesondere in ländlichen Gebieten.», erklärt Tobias Trütsch. 

«Die Bedeutung alternativer Bargeldbezugsmöglichkeiten wird vor dem Hintergrund abnehmender Geldautomaten und Bankfilialen weiter zunehmen.»

Schöne neue Welt zwischen zunehmender Echtzeit-Zahlung und immer noch hartnäckiger Bargeld-Hortung.

Mein Ausblick:

Die Banken verlagern schon länger einen Grossteil ihrer traditionellen Kernaufgaben an die Grossverteiler & Ladengeschäfte. Diese verteilen nun auch das Bargeld.

In einem halben Jahr werden wir im nächsten «Monitor» vermutlich lesen, dass sich der Siegeszug von TWINT weiter fortgesetzt hat und die Debitkarte die Kreditkarte teilweise immer mehr abgelöst hat.

Die technischen Voraussetzungen sind gegeben:

Strom und Internet und Datenvolumen sind ja überall vorhanden. In der Schweiz.

Wir werden hier in 6 Monaten wieder berichten, was dann gelaufen ist in den aktuellen 6 Monaten.

Föteli: www.moneytoday.ch

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