Wenn zwei sich freuen…

Auszeit mit

Wenn es für manch einen nicht so traurig wäre, es wäre tatsächlich zum Lachen. Das Aus der im Selbstverständnis vieler Deutscher Fussball-Fans als «Über-Bayern» festsitzenden, letzten Champions-League-Hoffnung. Während sich nach dem mageren – und letztlich ungenügenden – 1:1 im Rückspiel gegen den spanischen Underdog Villarreal im Klubhaus an der Säbener Strasse 51 in München viele verdutzt die Augen reiben, findet der Duisburger Komiker, Kabarettist und Fernsehmoderator Abdelkarim sehr schnell den Humor wieder und twittert – ziemlich trocken, ist zu erwähnen: «Sehr ärgerlich für Bayern, aber so haben sich wenigstens beide Teams gefreut. Bayern nach der Auslosung und Villarreal nach dem Viertelfinale.»

Ja, ich schreibe tatsächlich mal über Fussball. Und, auch ja, ich habe mich am Tweet von Abdelkarim köstlich amüsiert. Er trifft den Kern der Sache! Ich fürchte nur, dass der Deutsch-Marokkaner, der eigentlich Abdelkarim Zemhoute heisst, auch mit Haue rechnen muss, wenn er künftig durch Bayerns Hauptstadt geht… er hat Erfahrung damit. Denn – auf dem Rückweg eines Drehs auf einer sogenannten «Hygienedemo» gegen die Beschränkungen während der Covid-19-Pandemie in Deutschland am 1. Mai 2020 in Berlin war sein Team von 15 bis 20 Linksextremen angegriffen und verletzt worden. Das darf ihm in München nicht nochmal passieren. Bleibt zu hoffen, dass dort der enttäuschte Fussball-Mob nicht gegen einen Kabarettisten handgreiflich wird. Allenfalls gegen die Stand-up-Clowns aus der Teppich-Etage des Nobelklubs, die nach der CL-Viertelfinal-Auslosung das angeblich «leichte Los» beklatscht und sich auf eine Blustfahrt in den europäischen Süden gefreut hatten. Ihre Namen – unter anderem: Oliver Kahn (Vorstandsvorsitzender), Herbert Hainer (Aufsichtsratsvorsitzender), oder Hasan Salihamidzic (Verantwortlicher für die Profimannschaft, Sportchef). Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall…

Abdelkarims «Bayern-Bashing» hat auch überhaupt nicht System. Es ist aus der Situation heraus geboren und trifft ja – am Ende – auch den Nagelsmann (was der ehemals jüngste, hauptamtliche Trainer der Bundesliga war und derzeit Bayerns 34-jähriger Übungsleiter ist) auf den Kopf. In seinem neuesten Programm «Zwischen Ghetto und Germanen» verarbeitet Abdelkarim auch so Triviales wie den allzu oft sich selbst überschätzenden deutschen Fussball. In der Rubrik «Bühne» des Schweizer Fernsehens SRF umschreibt es Lukas Holliger bei der Rezension von «Zwischen Ghetto und Germanen» so: «Abdelkarim ist ein fundierter Kenner des deutschen Fussballs, des deutschen Raps, deutscher Arbeitsämter und deutscher Polizeistreifen. All diese autobiografisch erlittenen Kenntnisse schleift er zu Pointen, bürstet Klischees mit klaren Worten gegen den Strich und wird dabei naturgemäss auch ziemlich politisch…»

In dieser Wahrnehmung wird Holliger auch von Ottfried Fischer, vermutlich besser bekannt als «der Bulle von Tölz», bestärkt. Der sagte in seiner Laudation zu Abdelkarims Gewinn des «Hölzernen Stuttgarter Besens» 2012 (dotiert mit 1500 Euro) über ihn: «Abdelkarim sieht nur aus wie Stand-up-Comedy. Aber wenn er seinen Alltag humoristisch verarbeitet, wird´s ganz von selbst politisch. Weil er weiss, was der Witz an der Sache ist, braucht er auch keine Gesinnung obendrauf…»

Abdelkarim ist nicht der Einzige, der dem Scheitern des FC Hollywood etwas Humorvolles abgewinnen kann. Bei weitem nicht. Ein gewisser Efraim Langstrumpf stellt nüchtern fest: Ist man beim @FCBayern nicht gewohnt, dass sich in München mal eine Mannschaft in Gelb wehrt.» Zwei Fliegen auf einen Schlag, sozusagen. Den Bayern eins auf den Deckel gegeben und gleichzeitig einen Seitenhieb gegen die (gelbe) Dortmunder Borussia ausgeteilt.

Keine Frage, es war kein Abend für die deutsche Fussballvolks-Seele gestern… auch der FIFA-Welttrainer des vergangenen Jahres, Thomas Tuchel, vermochte es nicht zu richten. Sein FC Chelsea, 2021 noch stolzer Champions-League-Gewinner, scheiterte auf der «Mission Titelverteidigung» kläglich. Gegen Real Madrid, in der Verlängerung. Fast ist man geneigt zu sagen, Spanien habe Schwarz-Rot-Gold eindrücklich zu Fall gebracht. Und den Iberern bleibt heute Abend mit Atletico Madrid (gegen Manchester City) zu allem Überfluss noch eine dritte Halbfinal-Chance.

Ein allerletztes Eisen indessen hat der deutsche Fussball noch im Feuer. Jürgen «The normal One» Klopp, seines Zeichens Coach des englischen Premier-Ligisten FC Liverpool (heute mit einem 3:1 im Rücken gegen Benfica Lissabon). Er gehört mit seiner Art eher zu den Bescheideneren seiner Zunft. Überheblichkeit überlässt er anderen.

Den Bayern aus München zum Beispiel, die jetzt erklären müssen, warum ihnen das «einfache Los» Villarreal derart brutal auf die Füsse gefallen ist.  

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