Sanktionen? Ja, natürlich!

Peter Zwicky
Peter Zwicky

Es war abzusehen, dass nach Vladimir Putins Übergriff auf die souveräne Ukraine die Sanktionskeule des Westens auf den Kriegstreiber und sein Volk niedergehen würde. Mag noch einigermassen erstaunen, in welchem Tempo gewisse Massnahmen verkündet und umgesetzt worden sind, so verblüfft einen geradezu die Solidarität des gemeinsamen westlichen Handelns. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haken sich regelrecht unter. Selbst wenn die eine oder andere „Strafe“ auch Eigeninteressen gefährdet oder zumindest das Risiko birgt, den eigenen Vorteil zu kompromittieren.

Wir könnten also beruhigt feststellen: man ist sich einig.

Der Konjunktiv impliziert es: es gibt da schon noch ein paar Querschläger, die sich nicht zu einem klaren Bekenntnis durchringen können, auf Zeit spielen, und „erst einmal die Entwicklung abwarten“ wollen. Es sind dieselben, die sich skrupellos und unverschämt den Autokraten und Diktatoren dieser Welt andienen, wenn sich damit – auch(!) – der eigene Geldbeutel füllen lässt. Es sind die, die heuchlerisch den Sport als Allerheilmittel für den Weltfrieden propagieren, ihn krampfhaft von der Politik entkoppeln wollen, und dabei nicht wahrnehmen, wie sehr sie ihn letztlich erst recht verpolitisieren!

Die Hüter des Olympischen Reiches, zum Beispiel, benötigten – sagen wir einmal – einen ungebührlich langen Anlauf, um zu verkünden, dass Russland bis auf weiteres keine internationalen Sportwettkämpfe mehr zur Austragung überlassen werden. Böse Zungen behaupten, es habe des Drucks zahlreicher internationaler Sportverbände und nationaler Komitees bedurft, um Herrn Thomas Bach (seines Zeichens IOC-Präsident) und seine Genossen in die Spur zu bringen.

Und während viele Mitglieder (allen voran Polen, Tschechien und Schweden) des Weltfussballverbandes FIFA längst den unwiderruflichen Ausschluss russischer National- und Klub-Mannschaften von sämtlichen Wettbewerben fordern, will der neutrale Schweizer(!) FIFA-Boss Gianni Infantino „die Entwicklung abwarten“ (siehe oben), bevor Sanktionen ergriffen werden sollen. Bis dahin soll vom Abspielen der Nationalhymne, vom Auftritt unter russischer Flagge, und von Spielen auf russischem Territorium abgesehen werden.

Wenn das tatsächlich der Weg ist, um die Politik aus dem Sport fernzuhalten, dann müssen einem die Haare zu Berge stehen. Heuchlerischer geht es nicht! Und es demonstriert weltfremde Ansichten und Wahrnehmungen.

Ihr Herren von IOC, FIFA und anderer weltumspannenden Sport-Organisationen: öffnet endlich die Augen!

Der Sport IST politisch!

Logisch, dass auch Stimmen laut werden, die dazu raten, beim Fällen von Sanktionen die (russsischen) Sportler von den Funktionären und Verbänden zu trennen. Nur – kann man das auch? Gerade in totalitären Systemen sind die Sportler seit jeher Teil der politischen Propaganda. Sie sind zur wie auch immer formbaren Manipuliermasse der Putins, Lukaschenkos, Xi`s oder Kim`s geworden. Nicht nur in Russland, wo zuletzt bei den Winterspielen 2014 in Sotschi mit staatlich gebilligtem (und gefördertem!) Doping die Potenz sozialistischen Sports ad absurdum geführt worden ist, sind sie – die Sportler – sogar grösstenteils noch immer Angestellte des Militärs und so in Militärsport-Clubs organisiert.

Kurzum – es kann keine „Sanktionen light“ geben. Auch auf der Ebene des Sports nicht. Sportler lassen sich in diesem Fall nicht von Funktionären und/oder Politikern trennen. Nur rigorose Sanktionen sind wirksame Sanktionen. Es muss mit aller Härte durchgegriffen werden. Unverzüglich und gnadenlos! Ein „Abwarten der Entwicklung“ ist schon gar nicht angezeigt, Herr Infantino. Taktieren ist ein Zeichen der Schwäche und lässt vermuten, dass die, die es tun (taktieren, meine ich), in einer direkten Abhängigkeit jener stehen, die s

anktioniert werden sollen. Heisst: sie befürchten, ihre Pfründe (welcher Art auch immer) zu verlieren. Was letztlich erst recht darauf schliessen lassen würde, wie politisch der Sport wirklich ist.

E-Mail: peter@dzytig.ch

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