Operation Yachthafen

Auszeit mit

Es war eine unangekündigte Operation – gestern, im Hafen von Mallorca. Ein Insider der spanischen Guardia Civil vor Ort liess durchdringen, die Aktion habe sogar höchsten Geheimhaltungs-Charakter gehabt. Eine gewisse Ehrfurcht soll die Beteiligten der US-Bundespolizei FBI sowie des US-Heimatschutzministeriums («Homeland Security genannt) und die mit Sturmgewehren aufgefahrenen spanischen Polizisten dann aber doch beschlichen haben, als sie am Pier vor dem «Corpus Delicti» auf den Einsatz-Befehl warten mussten. Dieser lautete völlig unverfänglich: Konfiszieren!

In voller Pracht lag sie nun vor ihnen. Luxus pur. Name «Tango». 78 Meter lang. Mit Platz für 14 Gäste in sieben Kabinen, sowie eine 22-Mann/Frau-Crew in 11 Kabinen. Gebaut 2011. Höchstgeschwindigkeit 22 Knoten (gut 40 km/h). Angetrieben von vier 1730 PS starken Dieselmotoren der Motoren- und Turbinen-Union Friedrichshafen (MTU), was eine Marke der Rolls-Royce Power Systems ist. Gut 2000 Tonnen schwer. Jährliche Betriebskosten 10 bis 12 Millionen US-Dollar. Kaufpreis 120 Millionen USD. Eigentümer: Victor Feliksowich Vekselberg.

Klingelt da was?

Der gute Victor ist eben gerade wieder in Ungnade gefallen. Bei denen auf jeden Fall, die ihm eine ungeziemende Nähe zu Russlands Ober-Kriegsgurgel Wladimir Putin nachsagen. Und das sind derzeit einige… Darunter auch die US-amerikanischen Behörden, bei denen er bereits seit 2018, nach der Krim-Annexion 2014, auf der Sanktionsliste steht, und die nun mit einem Rechtshilfe-Ersuchen ihren Sanktionen gegen Russlands High Society – nämlich deren Vermögenswerte überall auf dem Globus unter den Nagel zu reissen – auch auf spanischem Boden Nachachtung verschaffen wollten.

Und Preziosen besitzt Vekselberg tatsächlich eine ganze Menge.

Derzeit firmiert der Sohn eines ukrainischen Juden und einer überzeugten russischen Kommunistin, 1957 im west-ukrainischen Drohobytsch (südlich von Lemberg) geboren, mit einem geschätzten Vermögen von 13,4 Milliarden USD auf Rang drei der reichsten Russen. Seine Spuren führen auch in die Schweiz – nach Zug, wo er bisweilen den Neid von Otto Normalverbraucher auf sich zieht, weil er zu den privilegierten Pauschalbesteuerten des Kantons gehört. Seine Beteiligungen an Schweizer Traditions-Unternehmen reichen von Züblin Immobilien, über Unaxis, OC Oerlikon, Saurer, Sulzer, Ascom bis zu Schmolz + Bickenbach. Seine rund zwei Milliarden auf Schweizer Banken sollen derzeit allerdings «eingefroren» sein. Folge des russisch-ukrainischen Winterfrosts…

Der könnte nächstens auch einen Oligarchen-Kollegen von Victor Vekselberg bibbern lassen. Roman Arkadjewitsch Abramowitsch nämlich, den reichsten Israeli und zugleich reichsten Portugiesen… und einen der reichsten Russen notabene (es lebe die Mehrfach-Staatsbürgerschaft). Zwar hat der verkaufswillige Eigentümer des britischen Premier- League-Fussball-Clubs FC Chelsea, seine zwei Bijous – die Yacht «Solaris»,140 Meter lang, mit 48 Kabinen für bis zu 36 Passagiere sowie 60 Crew-Mitglieder, 500 Millionen Euro teuer, und die Yacht «Eclipse», rekordverdächtige 162 Meter lang, mit 70 Mann Besatzung, mit Räumen für 126 Passagiere, mit Ausstattung rund 850 Millionen Euro teuer – längst ausser Reichweite der Inkasso-Häscher gebracht, sein Privat-Jet steht jedoch mutmasslich noch immer am Euro-Airport Basel-Mulhouse. Da unterliegt die private Boing 767 den Sanktionen schweizerischer Ausprägung… hart in der Formulierung aber eher sanft und zurückhaltend in der Ausführung. Vorerst bedeutet das: der «Vogel» darf nicht gewartet werden – also: anfassen verboten! Nun befürchten fachkundige Aviatiker, dass der Jet dereinst mit massiven Standschäden allenfalls noch Schrottwert haben wird. Abramowitsch wird sich deswegen nicht grämen. Seine Milliarden werden ihn über den Verlust hinwegtrösten.

Wenn nicht, könnte er sich mit Leidensgenosse Vekselberg kurzschliessen. Der hat im Jahr 2000 die kulturhistorische Stiftung The Link of Times Cultural and Historical Foundation gegründet. Und die ist darauf spezialisiert, ausser Landes gebrachte historische und kulturelle Schätze zu suchen und nach Russland zurückzuholen. Na denn! Bis nämlich die gegen die beiden Russen ausgesprochenen Sanktionen irgendwann einmal aufgehoben werden können, werden oligarchische Yachten und Flugzeuge bestimmt als «historische und kulturelle Schätze» durchgehen…

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