Nicht die Patientinnen & Patienten treiben die Kosten!

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Sie gehen eben nicht nach dem Aufbrauchen der von Ihnen verlangten jährlichen Franchise –  mit Vorsatz und ohne überhaupt krank zu sein – weiterhin fröhlich in das Wartezimmer ihres Mediziners um dort Mineralwasser und Kaffee zu trinken oder Schach zu spielen oder die schönen Frauenzeitschriften & Herrenmagazine zu lesen oder im Praxis-W-Lan zu surfen & chatten!

Die inzwischen boshaft konstanten Kostentreiber sind bekanntlich andere Player im Gesundheits- und Krankheitsmarkt. Vor denen aber kuschen die Politikerinnen & Politiker.

Das Sparschwein ist nicht von den Patientinnen & Patienten eingekreist! (Siehe Föteli.)

Den Patentinnen & Patienten wurden in den letzten Jahren immer mehr Anteile von den jedes Jahr neu explodierenden Kosten durch die Politiker aufgebrummt: 

  • von den massiven jährlichen Erhöhungen der monatlichen Krankenkassenbeiträge,
  • über die Jahresfranchise – die zusätzlich zu bezahlen ist – 
  • bis hin zum folgenden 10%igen Eigenanteil an den Kosten jeder ärztlichen oder fachärztlichen Behandlung, der etwa 4-6 Wochen nach dem jeweiligen Arztbesuch zu bezahlen ist, da sonst teure kostenpflichtige 1., 2.  und 3. Mahnungen der Krankenkassen sehr schnell in die Briefkästen und Mailboxen flattern. 

Krankenkassen verdienen heute sogar auch noch Geld mit ihrer Debitoren-Buchhaltung, obwohl das laut Satzung der meisten Kassen illegal ist und im Zeitalter künstlicher Intelligenz in aller Regel nur 2-3 einmalig programmierbare Mahn-Schritte braucht, die monetär unterlegt & abgezinst auf ein Geschäftsjahr bezogen zwar peanuts sind, aber teuer verkauft werden. Man verdient so bei den Kassen still an den zunehmenden sozialen Notlagen neben der zahlungsbezogenen Trägheit der eigenen Kundschaft.

Diese 3 Geldzahlungen für die ärztlichen Leistungen werden oft in unchristlich anmutender Art von den Krankenkassen bei den Patientinnen & Patienten regelrecht eingetrieben.

Und wieder und wieder kommen Forderungen aus der Politik hoch, diese Franchise für die Patientinnen & Patienten noch weiter markant zu erhöhen, um die Patientinnen und Patienten vom vermeintlich zu häufigem Arztbesuch abzuschrecken.

Derzeit geistern solche Slogans durch die Politlandschaft:

«Reiche sollen eine Franchise von 10’000 CHF bezahlen.»,

«Die Maximalfranchise soll von 2500 auf 3500 CHF steigen.»,

«Die Minimalfranchise soll von 300 auf 600 CHF erhöht werden.»

Dies sind auch die aktuellen Vorschläge, um die Gesundheitskosten und damit die Krankenkassenprämien zu senken (zu versuchen). 

Dabei wird gebetsmühlenartig stark an die Eigenverantwortung der Versicherten appelliert. 

Unter anderem herrscht hartnäckig die Meinung vor, dass z.B. Versicherte mit der tiefsten Franchise die 300 CHF schnell aufbrauchen und sich bis Ende Jahr dann unnötig behandeln lassen. 

Wie beeinflusst nun diese Kostenbeteiligung – sobald die Franchise aufgebraucht ist – die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen von Patientinnen und Patienten? 

Über diese Frage wird in der Schweiz seit Jahren viel und immer auch heftig spekuliert und es wird dabei eine regelrechte Kakophonie orchestriert, um den Menschen ein schlechtes Gewissen zu machen. 

Die Universität St. Gallen hat nun im Auftrag der Versicherungsgesellschaft Groupe Mutuel erstmals für die Schweiz untersucht, ob die Versicherten nach Überschreiten der jeweilig zu zahlenden Franchise mehr medizinische Leistungen in Anspruch nehmen.

Die Studie der Universität St. Gallen basiert auf anonymisierten Daten von der Groupe Mutuel und konzentriert sich auf die Versichertengruppen mit den meistgewählten Franchisen von 300 CHF und 2500 CHF.

«Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass es zwar ein allgemeines Muster gibt, das auf eine höhere Inanspruchnahme nach Überschreiten der Franchise hinweist, dass dieses Muster aber nicht signifikant ist. Dies deutet darauf hin, dass unser Franchisesystem auf der Nachfrageseite keine signifikanten finanziellen Anreize für eine medizinische Überversorgung schafft.», sagt Alexander Geissler, Akademischer Direktor und Inhaber des Lehrstuhls für Gesundheitsökonomie, -Politik und -Management an der Universität St. Gallen.

Man muss diesen vom Akademiker Geissler formulierten Begründungszusammenhang bemerkenswert finden.

«Die Studie hat uns gezeigt, dass sich das Franchisesystem in der Schweiz bewährt hat und weder bei den Versicherten noch bei den Leistungserbringern falsche Anreize für eine Überversorgung setzt. Dies bedeutet nicht, dass wir die Diskussion über Franchisen beenden wollen. Im Gegenteil: Die kontinuierliche Anpassung und Verbesserung unseres Gesundheitssystems bleibt eine Daueraufgabe», sagt Daniel Volken, Leiter des Generalsekretariats der Groupe Mutuel

Wolkig. Aber für einen Stäbler in einem General-Sekretariat einer Krankenkasse die zu erwartende Auslassung. 

Aber wer sind denn nun die Schuldigen?

Die vollständige Studie der HSG dazu findet man unter: econstor.eu. Sie kann dort heruntergeladen und im Original gelesen werden.

Quelle: https://www.econstor.eu/handle/10419/281167

Foto: Nudphon – adobe stock

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