Wir Menschen als Depot für lebensgefährliche Bakterien

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Neueste Forschungen an der Universität Basel und am Unispital Basel zeigen, dass es leider so ist!

Mit diesen lebensgefährlichen, da multiresistenten Bakterien hatte ich mich in den letzten 3 Artikeln ja schon befasst. Denn sie sind und bleiben auch zukünftig für unser Leben relevant.

Vorab zur Orientierung die hier bereits veröffentlichten 3 Artikel zu Ihrer Erinnerung & Einstimmung:

Man muss es nüchtern sehen: Jeder von uns hat eine realistische Chance in einer topsauberen Klinik an einer bakteriellen Infektion mit multiresistenten Bakterien zu versterben und nicht an der Krankheit, mit der man ins Spital eingeliefert worden ist.

Wie genau funktioniert nun diese Depot-Wirkung, die Forscher in Basel entdeckt haben?

Lungenentzündung, Harnwegsinfektion, Blutvergiftung: Ohne Antibiotika können derlei häufige Erkrankungen böse enden. Einige Bakterien haben die Fähigkeit entwickelt, sogenannte Beta-Laktam-Antibiotika wie Penicilline und Cephalosporine abzubauen und damit unwirksam zu machen. Ist der Körper einer Patientin oder eines Patienten einmal mit solchen resistenten Bakterien besiedelt, kann er es auch für lange Zeit bleiben, wie Forschende um Prof. Dr. Sarah Tschudin Sutter im Fachjournal «Nature Communications» berichten.

Das Team am Departement Klinische Forschung der Universität Basel und des Universitätsspitals Basel analysierte jeweils mehrere Proben von über 70 Betroffenen, die über einen Zeitraum von zehn Jahren gesammelt wurden. Im Vergleich zu früheren Studien betrachteten die Forscherinnen einen deutlich längeren Zeitraum und fokussierten auf ältere Personen mit Vorerkrankungen. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, ob und wie sich resistente Bakterien der Arten Klebsiella pneumoniae und Escherichia coli im Körper über diesen langen Zeitraum hinweg verändern und wie sie sich an verschiedenen Körperstellen voneinander unterscheiden.

Die DNA-Analysen lassen vermuten, dass sich die Bakterien zu Beginn schnell an die Bedingungen der besiedelten Körperregion anpassen, danach aber kaum genetische Veränderungen durchlaufen. Auch nach bis zu neun Jahren waren die resistenten Bakterien bei den Betroffenen noch nachzuweisen. 

«Diese Patientinnen und Patienten können sowohl selbst immer wieder erkranken als auch Quelle für die Infektion weiterer Personen sein. Sie stellen also ein Reservoir für diese Krankheitserreger dar.», sagt Dr. Lisandra Aguilar Bultet, Erstautorin der Studie.

«Das zu wissen, ist für die Therapiewahl entscheidend.», erklärt Sarah Tschudin Sutter. 

Wenn jemand bereits einmal mit einem resistenten Bakterium infiziert war und im weiteren Verlauf aufgrund einer neuen Infektion wieder behandelt werden muss, bestehe das Risiko, dass auch hier die Standard-Antibiotika nicht mehr wirken.

Ausserdem konnten die Forschenden bei einzelnen Patienten feststellen, dass Bakterienstämme derselben Spezies, aber auch verschiedener Spezies – konkret Klebsiella pneumoniae und Escherichia coli – die genetisch identischen Resistenz-Mechanismen über sogenannte mobile genetische Elemente (z.B. Plasmide) teilen. 

Die wahrscheinlichste Erklärung dafür sei, dass die Bakterien sie untereinander weitergegeben haben, so die Forschenden.

Im Spital kommen besondere Schutzmassnahmen zum Einsatz, wenn eine Patientin oder ein Patient in der Vergangenheit durch resistente Bakterien erkrankt war. Im Alltag aber ist es schwierig, das Risiko einer Weitergabe der Erreger zu verringern.

Diese Ergebnisse zur bakteriellen genetischen Vielfalt, die bei einzelnen Patienten im Laufe der Zeit zu erwarten ist, können als wertvolle Grundlage für weitere Studien zur Analyse von Faktoren seitens der Bakterien und der Betroffenen dienen, die mit der Dauer der Kolonisation und dem Übergang von der Besiedlung zur Infektion zusammenhängen.

Quelle:

Lisandra Aguilar Bultet et al

.

Within-host genetic diversity of extended-spectrum beta-lactamase-producing Enterobacterales in long-term colonized patients.

Nature Communications (2023),

http://doi.org/10.1038/s41467-023-44285-w

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