Wer ist Gian?

Auszeit mit

Mal eine Frage: Kennen sie Gian? Nein, nicht den Simmen mit dem Schneebrett. Auch nicht den Gian Franco, Gott hab ihn selig Kasper, der von 1998 bis 2021 eine halbe Ewigkeit lang der Ober-Kasper des Internationalen Skiverbandes FIS und überdies während 18 Jahren (2000 – 2018) Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees war. Und schon gar nicht den bärbeissigen Steinbock, der uns in der Fernseh-Werbung mit seinem Kumpel Giachen die Vorzüge des Bündnerlandes schmackhaft machen will.

Ich meine Gian (29) aus Basel, den Kampagnenleiter. Bei dem ist nix mit Schneebrett. Allenfalls in bescheidenen Ansätzen mit Waschbrett… Für eine Sportfunktionärs-Karriere ist er noch zu jung. Gemeinsamkeiten hat er am ehesten noch mit den unterirdisch spassigen Bündner Steinböcken. Wie sie hält auch er seinen – allerdings noch ungehörnten – Kopf in die TV-Kameras. Gian tut das derzeit nicht etwa auf einer Alp oberhalb Davos („Da-vos am schönsten ist…“) sondern vorzugsweise auf Phuket in Thailand. Gian macht nämlich gerade der Bachelorette, Yuliya Benza (28), offiziell Dohorovych, in der jüngsten 3+-Staffel den Hof. Und er gefällt der Produktion so gut, dass er schon zu Beginn des „Rosenkriegs“ ganz viel Sendezeit und Aufmerksamkeit bekommt.

Als Kampagnenleiter hebt er sich, auf den ersten Blick betrachtet, wohltuend von all den Intellekt freien Fitness-Trainern, Coiffeuren und Reality-TV-Stars ab. Im Licht betrachtet – und vor allem mal genau zugehört – präsentiert sich das jedoch nicht ganz so gehaltvoll wie man eingangs noch vermutet hätte. Gian will beim wöchentlich programmierten Exhibitionismus „öbbis rysse. Ich bi nit do, zem mini Eier schauggle. Das cha-n-i au dehai mache.“ Zu Hause in Basel, wo er für gewöhnlich seine Eier schaukelt, arbeitet er in der Soho-Bar in der Steinenvorstadt. Er habe eine schwierige Zeit gehabt, sei arbeitslos gewesen und habe sich dann aufgerafft, sei zum Kampagnenleiter aufgestiegen, erzählt er. Kampagnenleiter? Ein solcher „informiert“, per definitionem, „auf unterschiedlichen Kanälen die Medien, politische Organisationen, Behörden, Spender/innen und Stiftungen. Leitet die ehrenamtlich Tätigen während den Kampagnen an“ (berufsberatung.ch). Gian und Kampagne – man wüsste nur zu gerne, wie man sich eine Kampagne mit ihm vorzustellen hat. Zugegeben, der 29-jährige ist kein Unsympath. Aber – gerade als wir ihn zu mögen anfangen, beginnt er plötzlich zu rappen.

Das ist ein merkwürdiges Phänomen bei „Bachelorette“-Kandidaten: Immer wenn sie drauf und dran sind, uns sympathisch zu werden, beginnen sie aus unerfindlichen Gründen zu singen, zu dichten oder zu rappen. Einfach so, aus heiterem Himmel, aus dem Nichts. Im einen Moment sprechen sie noch – Schnitt, und plötzlich trällern sie los.

Dass das nicht untergeht: Gian beherrscht sogar zweierlei – er dichtet und rappt, wobei er das, zugegeben, relativ talentfrei tut. Immerhin kniet er sich äusserst aufopferungsvoll in die Momente seiner künstlerischen Ausbrüche. Aber, sorry, sein Engagement macht diese nicht besser.

Der Produktions-Crew von 3+ hat es noch ein anderer Basler angetan: Dino (27) nämlich. Dino ist einer dieser Fitness-Erfolgsgeschichten-Vertreter. Ihr Leben ist schlecht, bis sie mit dem Pumpen beginnen, dann ist es plötzlich sensationell. Der amerikanische Traum mithilfe von Proteinpulver sozusagen. Jedenfalls ist Dino, wie er uns wissen lässt, vom schüchternen Jungen zum Datingcoach geworden und berät nun am Rhein junge Männer, wie sie mit Frauen sprechen sollen. So stellt es zumindest 3+ dar. Recherchen des unerbittlichen Boulevard haben zu Dino´s Ärger jedoch ergeben, dass er hauptsächlich als Callboy unterwegs ist. Flirt- und Datingcoaches scheinen in Basel nicht so gefragt zu sein, Miet-Männer indessen schon. Und verdienen lässt sich als Frauen-Tröster auch nicht so übel. „John“, Dino´s Künstlername, greift schon einmal 500 Franken ab, wenn er sich eine Nacht lang das Geheul einer gescheiterten „Geschäfts“-Dame anhören muss.

Warum er seinen lukrativen Job während Wochen gegen das brotlose Werben um die Gunst der Rosen-Prinzessin eintauscht, müssen wir nicht verstehen. Wir, die wir aus Berichten ehemaliger Kandidaten wissen (die natürlich anonym bleiben wollen), dass die Teilnehmer pro Folge gerade mal mit läppischen 250 Franken abgespeist werden. Etwas mehr als 2000 Franken liegen also drin, wenn man es bis zur letzten Rose schafft. Eine magere Ausbeute für die Arbeit von bis zu einem Monat.

Wobei – geht es nach dem Publikums-Voting, ist sich Dino der 2000 „Rubel“ so gut wie sicher. In der Umfrage der Boulevard-Postille „Blick“, die nach dem möglichen Gewinner der Staffel fragte, setzte sich der „Frauenversteher“ aus Basel mit knapp 6000 Stimmen deutlich und klar vor seine Konkurrenz.

Vorerst trällert aber Kelly Clarkson noch eine ganze Weile „This is my heartbeat song, and I´m gonna sing it…“ über den Fernseh-Lautsprecher in die Schweizer Stuben, fokussiert die Kamera auf eine junge, sich unter der Sonne rekelnde Frau, veranstalten Männerhorden am Strand sinnbefreite Tauziehen, feiern Floskeln Hochkonjunktur und gelangt der Gebrauch von Artikeln vor Nomen auf seinem Allzeittief an…

Nun, es ist eben „Bachelorette“-Zeit, und die Frage erlaubt, wer eigentlich Gian und Dino sind.

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