Happy Birthday, Globi!

Happy Birthday, Globi! 10.05.2022
Auszeit mit

Geburtstage sind – das gebe ich gerne zu – nicht so meins. Ich vergesse sie fast immer. In der Regel stosse ich dann jeweils nach Tagen erst in meiner Agenda auf eine farblich abgesetzte Erinnerung. Unverzüglich meldet sich mein schlechtes Gewissen und donnerwettert mich gnadenlos zu… macht mich eindringlich auf meine Unterlassung aufmerksam. Es ändert nichts. Vergessen ist vergessen. Eine neue Chance bietet sich in einem Jahr wieder. Ich schalte der Erinnerung in der Agenda nun noch einen Alarm zu. Fingers crossed…

Dass mir Geburtstage, die auf Plakaten in Weltformat – F4, 89.5 x 128 cm – während Tagen angekündigt werden, viel seltener durchrutschen, versteht sich eigentlich von selbst. Ein Dank deshalb ans Basler «Spielzeug Welten Museum». Seit Anfang April hämmert mir das einstige «Puppenhausmuseum» (bis 1.März 2012) der Basler Mäzenin Gigi Oeri, Gattin des Roche-Erben Andreas Oeri, den Neunzigsten eines der berühmtesten Schweizers ein: «Happy Birthday, Globi!»… man würde es mir kaum verzeihen, wenn ich ausgerechnet das Wiegenfest dieser Ikone nicht würdigen würde.

Geboren ist der blaue Papagei mit gelbem Schnabel und rot-schwarz karierter Hose anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des 1907 gegründeten Schweizer Warenhaus-Unternehmens Globus als Werbeträger für Kinder. Anlass für die Entstehung der Globi-Geschichten war dann das Pantherweibchen, das am 11. Oktober 1933 aus dem Zürcher Zoo entwich. Der damalige Werbechef des Unternehmens, Ignatius Karl Schiele und der Zeichner Robert Lips beschlossen, die Geschichte des entlaufenen Panthers als Bildergeschichte mit dem Titel «Globi auf Panther-Jagd» zu veröffentlichen. Für den Namen des Tausendsassa aus Zürcher Produktion ist der in den frühen 30er-Jahren amtierende Filialleiter der Basler Niederlassung verantwortlich. Er wehrte sich dagegen, die Figur «Kimbukku» zu nennen. Da die Basler den Globus liebevoll «Gloobi» nannten, entschied man sich für «Globi».

Inzwischen ist «Globi» das Kult-Kinderbuch schlechthin. Die 95 bisher erschienenen Geschichten, seit 1944 herausgegeben von der «Globi Verlag AG» (im Januar 2007 übernommen vom «Orell Füssli Verlag») wurden bis heute über 9 Millionen Mal verkauft.

Doch – wie fiel es schon dem Meisterdichter Friedrich Schiller in seinem Drama «Wilhelm Tell» (IV Aufzug, 3. Szene) auf: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt. So musste sich auch der «fröhliche Schlingel» (Werbung) dem Diktat der selbsternannten Weltverbesserer beugen. Für die Nebengeräusche sorgten insbesondere Vorwürfe bezüglich Rassismus, Sexismus und Gewalttätigkeit. Einige Bücher wurden daraufhin überarbeitet. So fehlen in neueren Ausgaben von «Globis Weltreise» alle in Schwarzafrika spielenden Episoden. Zuletzt hagelte es Kritik aus der Tierschützerecke für eine Darstellung im Buch «Globi und Roger». Globi und die Federers stranden – eben in Sambia angekommen – mit ihrem Kleinbus am Strassenrand. Unterwegs in der Savanne, wünscht sich niemand eine Panne. Aber logisch, die Reisenden aus der Schweiz haben Glück. Während die Erwachsenen klagen, über den defekten Wagen, sehn die Kinder es sofort: Schaut doch mal, ein Nashorn, dort! Schliesslich wird das Nashorn vor das Auto gespannt, und ab geht´s. Weil insbesondere der WWF den Globi-Machern Rückendeckung gibt («Wir sind der Meinung, dass man sich in einem Kinderbuch so viel Freiheit nehmen darf.»), ebbt die Diskussion über das, was ein Kinderbuch darf oder nicht darf, in Windeseile wieder ab.

Gewiss wäre einiges mehr an Aufregung programmiert, würden die Globi-Geschichten veröffentlicht, die unbedingt noch geschrieben werden müssten. Wir erlauben uns, ein paar davon vorzustellen:

Globi in Katar

Auf Einladung von Gianni I. trifft Globi am Persischen Golf auf all die Wüsten-Globis in ihren weissen Kaftanen und eröffnet mit ihnen nach der Fussball-Weltmeisterschaft im Dezember bei einem Walliser Fondue-Plausch bei 35 Grad «The First Arabic Center of Swiss Globi» mit Schirmherr Sepp B.

Globi als Kampfflieger

Auf Empfehlung seiner Freundin Viola erhält Globi nach seiner militärischen Fliegerausbildung den Platz in einem Cockpit der eben neu beschafften Schweizer Kampfjets. Allerdings verfliegt er sich ausgerechnet bei einem geplanten Überflug des Bundeshauses, was Diskussionen über die Tauglichkeit des überteuerten Flugsystems aufkommen lässt.

Globi in Brüssel

Nachdem die Mission «Rahmenabkommen EU-Schweiz» von Ober-Globi Ignazio C. trotz Beizug der ehemaligen EDA-Globis Didier B., Micheline C-R. und Joseph D. im Nichts endete, soll der wahre Globi in Brüssel die Wogen glätten. Sein Auftrag führt ihn zum «Manneken Pis», dem urinierenden Knäblein an der Ecke «Stoofstraat», «Lievevrouwbroerstraat», auch «le Petit Julien» genannt. Ihm setzt er einen gelben Schnabel auf, hüllt ihn in ein blaues Oberteil und rot-schwarz karierte Beinkleider, um darauf hinzuweisen, dass in seinen Augen alle Europa-Politiker Globis sind. Leider kehrt auch «Globi original» unverrichteter Dinge wieder in die Schweiz zurück.

Apropos EU: die hat tatsächlich heuer ihren 65. Geburtstag gefeiert. Am 25. März 1957 waren nämlich in Rom die Gründungsverträge der Europäischen Gemeinschaft (heute Europäische Union, EU) unterzeichnet worden.

Ich gebe zu, das habe ich tatsächlich vergessen. Ich Globi…

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