Der Preis ist heiss

Auszeit mit

Hawaii, das lehrte uns der Deutsche Pianist, Bandleader, Sänger und Komponist Paul Kuhn (1928 -2013) schon 1963, geht unter keinen Umständen als favorisierte Reisedestination für Liebhaber eines edlen «Rugelis» mit satter Schaumkrone durch. Mitnichten. Kuhn klagt dezidiert: «Es gibt kein Bier auf Hawaii, es gibt kein Bier – drum fahr ich nicht nach Hawaii, drum bleib ich hier!» Auch wenn er dafür die Hochzeit mit seiner Marianne den Bach runter schickt. «Die Hochzeit wär längst schon gewesen, wenn die Hochzeitsreise nicht wär… denn sie will nach Hawaii, ja sie will nach Hawaii, und das fällt mir so unsagbar schwer!»

Nun steht zu befürchten, dass Hawaii demnächst nicht mehr der einzige Ort auf unserem Globus ist, wo der Ruf der Durstigen nach einem «Hellen» oder nach einem «Guinness» unbeantwortet in der schwülen Sommerluft verpufft. Daran wird auch das triviale «Bier her! Bier her! Oder ich fall’ um, juchhe! Wenn ich nicht gleich Bier bekumm’, schmeiss’ ich die ganze Kneipe um!» kaum etwas ändern können. Es scheint, dass auch Basel – kein Witz – bald zur Bier-freien Zone ausgerufen werden muss. Die Lage ist nämlich äusserst ernst.

Gut, gebraut wird in den 15 Brauereien der Stadt ja schon immer noch. Mit mehr oder weniger Hochdruck, da es im Sauseschritt auf die Grill- und Trinksaison zugeht. Dennoch warnt die grösste der Basler Bierbrauereien, «Unser Bier», vor einem veritablen Bier-Engpass. Der Aufruf erstaunt: Vergangene Woche bat «Unser Bier» in einem Newsletter: «Wenn Sie im Gundeli wohnen oder sonst gerade in der Umgebung sind, bringen Sie uns Ihre Einwegflaschen, die Sie bei Coop oder anderswo im Sixpack gekauft haben.» Die Brauerei könne erst wieder abfüllen, wenn sie genug Glasflaschen habe. Der Grund für den Mangel: Das Vetropack-Werk in der Ukraine sei im Zuge des Krieges stark beschädigt worden und habe die Produktion einstellen müssen.

Ähnlich misslich präsentiert sich die Situation auch in anderen «Bier»-Regionen der Schweiz. Ein echtes Desaster. Da passt es, dass die Hopfen-und-Malz-Zunft eben ein paar Kenndaten veröffentlichte: Demnach trinken die Schweizerinnen und Schweizer rund 52 Liter Bier pro Jahr. Zudem gibt es in ganz Europa pro Kopf nirgends so viele Brauereien wie hierzulande. Und in den letzten Jahren ist das Bierbrauen als Hobby förmlich explodiert. Kurzum: Bier ist in der Schweiz wichtig!

Trotzdem geht es den Brauereien derzeit nicht eben gut. Sie kämpfen mit einem Mangel an Rohstoffen, an Transportmitteln und Chauffeuren – mit den Auswirkungen der Blockade des Suezkanals, der Corona-Krise und des Ukraine-Krieges.

Man mag sich das Horror-Szenario gar nicht ausmalen: Basel mit Bier aber ohne Abfüllmöglichkeiten! Eine Stadt sucht ihre Bierflaschen! Immerhin klingt in den Antworten auf die Frage danach, ob Bier in diesem Sommer zur Mangelware werde, bei den diversesten Produzenten Optimismus an. «Nein», sagen die Verantwortlichen von «Feldschlösschen», ein «Nein» vernimmt man auch bei «Unser Bier» und «Ueli Bier».

Basel ohne Bier. Diese Schlagzeile will nun definitiv niemand lesen.

Es reicht absolut, dass die hochgelobte Basler Hotellerie für die dicken Zeilen sorgt, die einem mal wieder den Schaum vor den Mund treiben. Ja klar, es ist bald wieder «Art» – vom 16. Bis 19. Juni. Zeit, um die Zimmerpreise etwas nach oben zu frisieren. Die Proteste bleiben verhalten. Man ist geneigt, zu sagen, die Kundschaft habe sich an die Unverschämtheiten gewohnt, die sich die Gastwirte – sekundiert von der nimmersatten Messe Basel (MCH Group) – Jahr für Jahr herausnehmen. Als legitimiere das mehrheitlich klaglose Erscheinen der Kunstmesse-Besucher die unanständige Preistreiberei.

Ein paar Zahlen: 289 Galerien locken mehr als viertausend Künstlerinnen und Künstler aus fünf Kontinenten in die Stadt. Überdies werden zehntausende Besucher auch wegen der diversen Previews und der Vernissage schon ab dem 14. Juni erwartet. Da lohnt es sich für das Hotel «Hyperion» in unmittelbarer Nähe der «Art» die Einzelzimmer-Preise von 290 auf 890 Franken zu wuchern – bei einer Mindestaufenthaltsdauer von drei Nächten, notabene. Allerdings ist auch der Aufschlag des Hotels «Euler» am Bahnhof von 160 auf 525 Franken pro «Nase» nicht von schlechten Eltern. Der Wahnsinn schlägt aber auch auf die Basis durch: Verlangt die Jugendherberge «HYVE» an der Gempenstrasse, ehemals «YMCA», am Vorabend der «Art» noch 150 Franken für ein Einzelzimmer, kostet in der «Art»-Woche ein Bett in einem Sechserzimmer inflationäre 105 Franken. Was dem Fass endgültig den Boden raushaut ist die krude Ignoranz vom Dachverband «Hotelleriesuisse Basel», dessen Geschäftsführerin Nadine Minder aufkommende Kritik mit einem beleidigten Augenzwinkern wegblinzelt. Sie verkündet selbstbewusst: Uns sind derzeit keine Fälle bekannt, in denen unverhältnismässig hohe Preise verlangt werden.»

Uns schon!

Hoffen wir, dass das Bier in Basel nicht ganz so schnell ausgeht. Denn – die exorbitanten Hotelzimmer-Preise sind mit ein paar Zusatz-Promille intus bestimmt leichter zu ertragen.

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