Da gab’s eine Lady…

Auszeit mit

Es sind diese oft drögen Rückblicke, mit denen wir vor dem Jahreswechsel von allen Seiten bombardiert werden. Sie wundern sich deshalb sicher nicht, dass auch ich unmöglich darauf verzichten kann. Allerdings habe ich mich für einen Versuch entschieden: ich will das in Form von Limericks tun. Sie kennen das. «Ein Limerick ist ein kurzes, in aller Regel scherzhaftes Gedicht in fünf Zeilen mit dem Reimschema aabba und einem (relativ) festen metrischen Schema. Die Hauptmerkmale der Limerick-Metrik sind das anapästische (in der Form eines Anapästs – Duden) Versmass in allen Zeilen und der Längenkontrast zwischen den dreihebigen Zeilen 1,2 und 5 einerseits und den zweihebigen Zeilen 3 und 4 anderseits…» (Wikipedia).

Der Basler Kabarettist Cesar Keiser war ein Meister des Limerick-Fachs. Ein Beispiel von ihm:

Da gab’s einen Mann in Gibraltar,

der badete nur jedes Schaltjahr.

Das letzte Bad zwar,

das verschob er fünf Jahr,

weil das Schaltjahr in Gibraltar so kalt war.

Was ich Ihnen zu bieten habe:

Da gab’s eine Dame in Heiden,

die konnte Knoblauch nicht leiden.

Weil ihr Gatte, der olle,

aber liebte die Knolle,

liess die Frau sich kurzerhand scheiden.

Und zum Schluss noch ein Beispiel aus Deutschland:

Nach dem Krieg fand im Essen in Peine

ein Gast eine Kippe, ‘ne kleine.

Der Ober drauf fix:

«Mann, sagen sie nix,

sonst wollen die andern auch eine.»

Ich habe mir also den Limerick, übrigens benannt nach der gleichnamigen Stadt in Irland, zum Instrument meiner Rückblende gemacht und schaue damit auf eines oder mehrere Highlights der zwölf vergangenen Monate zurück.

Januar

Der ehemalige Raiffeisen-Boss Pierin Vinzenz wird am 24. Januar wegen ungetreuer Geschäftsführung und Spesenexzessen zu 3 Jahren und 9 Monaten Gefängnis verurteilt.

Ein Mann namens Vinzenz aus Chur,

der eignet sich gar nicht als Buur,

er schröpft seine Bank.

Den Richtern sei Dank

endet schliesslich im Knast seine Tour.

Februar

Am 1. verliert Endo Anaconda, der Frontmann der Mundart-Band «Stiller Has» den kurzen Kampf gegen seinen Lungenkrebs. Knapp eine Woche später, am 7., wird der Schangnauer Beat Feuz in Peking Abfahrts-Olympiasieger.

Sein Hit «Znüni näh» hallte noch lang,

wenn «Stiller-Has» Anaconda ihn sang.

Der Endo ein Star

als Musiker war.

Doch verstummt’ unverhofft sein Gesang.

Und weiter:

In Peking rast einer mit Speuz,

bekannt auch als Kugelblitz Feuz,

vom Hoger zu Ruhm,

auf schneeweissem Schuum.

Nicht nur die Fans aus dem Oberland freuts.

März

Nach ersten Bombardements Ende Februar wachsen sich die Besitzansprüche Wladimir Putins im Donbass ab Anfang März zu einem handfesten Krieg zwischen Russland und der Ukraine aus.

Da gibt’s einen Mann aus dem Osten,

der lässt sich die Macht etwas kosten.

Im Kampf um Genossen

wird gebombt und geschossen,

auch wenn seine Panzer schon rosten.

April

Auf dem Jungfraujoch gibt der chinesische Klavier-Virtuose Lang Lang am 22. April bei klirrender Kälte ein Konzert – er spielt den «Liebestraum» von Franz Liszt.

Da haut neben Sessellift-Masten

ein cooler Chines in die Tasten.

Mit Eis an den Greifern

zeigts mit Liszt er den Zweiflern.

Pech für die, die den Auftritt verpassten.

Mai

Für die Schweizer Fussball-Welt etwas überraschend nutzte der FC Zürich den Schwung, den Neo-Trainer André Breitenreiter in den von Ancillo Canepa geführten – oft kriselnden – Verein gebracht hatte. Das gipfelte am 27. Mai verdientermassen im Meistertitel.

Der See-Klub, der von Canepas Gnaden,

scheiterte meist schon vor der Zielgeraden

Erfolge? Mitnichten…

trotz Extra-Schichten.

Nun tut er im Meister-Champagner baden.

Juni

Nach zwei Jahren Pandemie-Pause gibt die «Art Basel» vom 15. Bis zum 19. Juni wieder Vollgas. Der Zulauf ist gigantisch und die Verkaufszahlen genauso.

Zwei Künstlerinnen aus Grosshöchstetten

stellen aus an der «Art», zwei, drei Statuetten.

Sie zeigen von fern

einen Gender-Stern.

Das gefällt den links-grünen Baslern. Wetten?

Juli

Neben der Sommerhitze, dem Ehe-Aus von Martina Hingis und drei toten Elefanten im Zürcher Zoo machte insbesondere das Pfadi-Bundeslager (vom 23. Juli bis 6. August) im Goms die Schlagzeilen. 30’000 Jugendliche bildeten nach 14 Jahren Pause temporär die zweitgrösste Stadt im Wallis.

Da gab’s eine Horde im Rhone-Tal,

die nahm tapfer hin jeden Sonnen-Strahl.

Es waren die Pfadi

trotzdem scharf auf die Badi,

doch existierte die nicht auf dem Areal.

August

Der Aufreger im August war der Abbruch eines Gigs der Reggae-Band «Lauwarm» in der Berner «Brasserie Lorraine» am 5. August… ein hellhäutiges Band-Mitglied mit Rastas hatte den Aufstand von ein paar «Woken» provoziert. Mit dem Rauswurf wurde unnötigerweise eine völlig läppische Diskussion über «kulturelle Aneignung» angestossen.

Da gabs nen Gitarristen mit Rasta-Locken,

der tat – weil er weiss – das Publikum schocken.

Die Woken in Rage

strichen die Gage,

nun tun die Deppen vor der leeren Bühne hocken.

September

Auch wenn der Tod von Königin Elisabeth II am 19. September das ungeteilte Interesse der Welt auf sich zu ziehen vermochte, sorgten auch der Schwingerkönigs-Titel für Joel Wicki (nach der Niederlage im Schlussgang vor vier Jahren gegen König Stucki) am 2. und der emotionale Rücktritt von Tennis-Legende Roger Federer am 30. September für Schlagzeilen. Dabei ging fast unter, dass der Liebling der Tennis-Fans mit einem Villen-Neubau am oberen Zürichsee seit geraumer Zeit die Behörden auf Trab hält.

Da gab’s eine Lady mit Krone,

die sass 70 Jahr auf dem Throne.

Nun tut sie es nimmer.

Was aber viel schlimmer:

Sie vermacht all die Pracht ihrem Sohne.

Dazu:

König nennt sich, so will es der Schwinger-Bruuch,

auch der Wicki, der aus dem Entlebuch.

Ohne zu reden

bodigt er jeden.

Holt den Muni und besiegt so den ESAF-Fluch.

Und schliesslich noch:

Da gibt’s einen Profi aus Münchenstein,

der lässt das Tennis jetzt nicht nur in München sein.

Er zieht sich zurück,

sucht zuhause sein Glück,

und heizt den Neidern mit einer Villa am Zürichsee ein.

Oktober

In Italien wird am 22. Oktober Giorgia Meloni, die Vorsitzende der postfaschistischen Partei «Fratelli d’Italia» von Staatspräsident Sergio Mattarella zur ersten weiblichen Ministerpräsidentin Italiens ernannt.

Es wählte im Lande von Dichter Dante

zur Première das Volk eine Fascho-Tante.

Meloni mit Namen.

Das war es dann, Amen.

Da gibt sich so mancher mit Grappa die Kante.

November

Am 24. November startete die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft ins Abenteuer Weltmeisterschaft 2022. Nach einem Sieg gegen Serbien im letzten Gruppenspiel, dem viel Polemik vorausgegangen war, holte eine bittere 1:6-Niederlage im Achtelfinal gegen Portugal die selbsternannten Höhenflieger brutal auf den Boden der Realität zurück.

Nach viel Hin und Her und Gequatsche,

half King Xhaka seinem Team aus der Patsche.

Seine Kollegen und er

wollten den Titel so sehr.

Aber zum Schluss gab’s ‘ne schallende Klatsche.

Dezember

Der politische Höhepunkt des Jahres waren die Bundesrats-Ersatzwahlen am 7. Dezember, bei denen die Nachfolgerin der abtretenden Simonetta Sommaruga sowie der Nachfolger von Ueli Maurer erkoren werden mussten. Zum Handkuss kamen die Jurassierin Elisabeth Baume-Schneider, die überraschend der grossen Basler Favoritin Eva Herzog den Rang ablief, und der Berner Albert Rösti.

Da gibt’s eine Dame mit ganz viel Talent

aus Basel, die der Fachmann wählbar nennt.

Doch Eva fürwahr

doch nicht wählbar war.

Jetzt man dafür das Lisi Baume-Schneider kennt.

So, das wär’s. Ich hoffe, sie haben sich ein klein wenig amüsiert. Kommen sie gut durch die Feiertage. Wir sehen oder lesen uns wieder im neuen Jahr.

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