April, April…

Auszeit mit

Hat man sie heute schon mit einem allzu durchschaubaren Scherz in den April zu schicken versucht? Oder glaubten sie am Ende fälschlicherweise, einem solchen aufgesessen zu sein?

Darum Vorsicht. Nicht alles, was sich im Nebel des Ominösen als etwas Scherzhaftes darstellt, ist das tatsächlich auch. Oft ist es durchaus opportun, kritisch zu sein, und die Fakten zu prüfen.

Aprilscherze sind in den meisten westeuropäischen Ländern, aber auch in den USA üblich. Geht es jedoch um ihren historischen Ursprung, scheiden sich die Geister. Eine der gebräuchlichsten Entstehungstheorien geht auf die Kalenderreform des französischen Königs Karl IX. zurück: Dieser verlegte den Neujahrstag 1564 vom1. April auf den 1. Januar. Manche Witzbolde verschickten ihre Einladungen zu Neujahrsfeiern angeblich trotzdem weiterhin zum 1. April. Wer darauf hereinfiel, wurde ordentlich verspottet.

Im «Geschichte Wiki», einer historischen Wissensplattform der Stadt Wien (dessen Grundlage das Historische Lexikon Wien von Felix Czeike bildet), ist zu lesen, dass es weit verbreitet gewesen sei, Dienstboten oder Schulkinder in die Apotheke zu schicken, wo sie etwa «Schneckenblut» oder «Verliebte-Katzen-Salbe» holen sollten. Wer tatsächlich losging, um diese Dinge zu besorgen, bekam nicht selten den folgenden Spruch nachgerufen «April, April, schickt man den Esel, wohin man will!»

Wissenswertes zum Thema lässt sich – selbstredend – auch jenseits des Atlantiks erfahren. Das Museum of Hoaxes (zu Deutsch etwa «Streichemuseum») im kalifornischen San Diego hat auf seiner Homepage die 100 besten Aprilscherze aufgelistet. Auf Platz eins wird die britische BBC geführt. Mit ihrem legendären Beitrag, man höre und staune, zur Spaghetti-Ernte im Tessin aus dem Jahr 1957!

Die Engländer liessen über ihren weit verbreiteten Sender verlauten, dank eines milden Winters sei die Spaghetti-Ernte südlich des Gotthards besonders erfolgreich ausgefallen. Ein Schwarz-Weiss-Filmchen zeigte Frauen, die die Nudeln von den Bäumen pflückten. Das löste damals Verwirrung aus. Wen wundert´s…

Spaghetti galten zu jener Zeit in Grossbritannien noch als eher exotisches Gericht. Gerüchten zufolge riefen Hunderte Menschen beim Sender an und fragten, wo denn die hübschen Bäumchen zu kaufen seien. 2008 machten die Engländer noch einmal mit einem Bericht über fliegende Pinguine Furore.

Nun – es gibt auch Meldungen, die – wenn sie um den 1. April herum auftauchten – auf den ersten Blick Aprilscherze hätten sein können, aber letztlich gar keine waren.

So schrieb die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Bonn kurz vor dem 1.April 2020 eine Professur für die Exegese (Erklärung und Auslegung) des Neuen Testaments aus. «Die Professur wird mit einem Priester besetzt», hiess es in der Stellenanzeige. Und weiter: «Einschlägig qualifizierte Frauen» wurden «nachdrücklich zur Bewerbung» aufgefordert. War da die Katholische Kirche wirklich über ihren eigenen Schatten gesprungen? Leider nein – der Eintrag wurde umgehend korrigiert, es war ein falscher Textbaustein verwendet worden…

Was wie ein Witz erschien, war also keiner.

Diesem Schema folgten beispielsweise in den 80er-Jahren die Aufsehen erregenden «Aktionen» des Basler Lokalsenders Radio Basilisk. «Das Basler Radio ist Spezialist in Sachen Scherz», heisst es im Inhaltsverzeichnis der Festschrift zum 10-Jahr-Jubiläum (1993). Das war so – wenigstens für die ersten Jahre – absolut zutreffend. Wobei der Witz bei den 1.-April-Scherzen jeweils darin bestand, dass sie keine waren! Man denke nur an das legendäre Skirennen am Spalenberg 1984: Ein Slalom mitten in der Altstadt an einem Sonntagmorgen im Frühling… Viele tausend Zweifler säumten dann dennoch den Kurs, auf dem die Cracks Bernhard Russi und Andy Wenzel einen Parallelslalom absolvierten. Der Schnee war mit zig Lastwagen aus Langenbruck herangekarrt worden. Auch in den 80ern verkündeten Radio-Moderatoren im breitesten «Züridütsch», Radio Basilisk sei von Radio 24 übernommen worden. Was natürlich ein Scherz war. Einer, der 2002 indessen Wirklichkeit wurde… als sich die Zürcher von TA-Media «Basilisk» letztendlich doch noch einverleibten.

Es gilt also auf jeden Fall, am 1. April auf der Hut zu sein. Auch die Meldung, die BVB-Passagiere müssten ab heute die Türöffnungs-Knöpfe wieder selber drücken, scheint kein Scherz gewesen zu sein.

Der «Sesam» öffnete sich heute früh am Marktplatz jedenfalls nicht automatisch… und ich musste auf den nächsten 14er warten. April, April…  

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein