Eine nachhaltige Idee, um das Riesenproblem der Produkt-Piraterie in den Griff zu bekommen

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Weltweit werden jährlich Produkte im Wert von rund drei Billionen US-Dollar gefälscht.

Die Kopierer & Fälscher verdienen sich damit nicht selten regelrecht «goldene Nasen».

Und, Kopien & Fälschungen werden gerne gekauft, wenn die Qualität halbwegs stimmt. 

Der Käufer weiss dabei oft um die Fälschung oder die gekaufte Kopie.

Als Produktpiraterie, Produktfälschung oder Markenpiraterie wird das Geschäft mit Nachahmer-Waren bezeichnet, die mit dem Ziel hergestellt werden, einer Original-Ware zum Verwechseln ähnlich zu sein. Dabei werden Markenrechte und/oder wettbewerbsrechtliche Vorschriften verletzt.

Dieses geht aber immer direkt zulasten der Unternehmen und Ideenfinder, die ihren Aufwand in Forschung & Entwicklung und den immer auch notwendigen Gewinn für das Weiterbestehen nicht mehr im notwendigen Masse erwirtschaften können und so nicht selten sogar in Existenzkrisen geraten.

Zu den am häufigsten gefälschten Produkten gehören Kleidung – besonders Marken-T-Shirts – viele Lederprodukte, Luxus-Uhren, Schuhe, teures Parfüm, teure Kosmetika und sogar auch Tabakerzeugnisse.

Ein Startup aus dem unterhalb von St. Gallen liegenden Dorf Goldach SG hat eine Lösung gegen diese Produktpiraterie entwickelt. Sie kamen auf diese Lösung über die Begeisterung eines der Gründer für den Fussballsport und für einen bestimmten Spieler des FC St. Gallen.

Die FC St. Gallen-Legende Marc Zellweger steht bis heute für einen kämpferischen, aber eher unspektakulären Spielstil. Aufsehenerregend war dann das «Legenden-Trikot», das der FCSG im Jahr 2020 mit Zellwegers persönlicher Rückennummer 17 veröffentlichte: diese limitierten Trikots sind über einen Near Field Technology-Chip mit der Blockchain verknüpft. 

Über diesen NFC-Chip – wir kennen diesen vom kontaktlosen Bezahlen via Smartphone oder Karte – ist jedes der «Zellweger-Shirts» digital als Einzelstück registriert. So kann es einerseits nicht gefälscht werden, andererseits können die Fussballfans über den Chip und eine App noch zusätzlich auf «exklusive Zellweger-Infos» zugreifen. 

Die dahinter liegende Technologie dafür lieferte 2020 das in Goldach ansässige Startup CollectID. Dass das junge Unternehmen – der Altersschnitt im 15-köpfigen Team ist unter 30 – als einen seiner ersten Kunden den FC St. Gallen gewinnen konnte, macht für den Gründer und CEO David Geisser grossen Sinn: «Wir sind stolz auf unsere Verwurzelung in der Region», sagt der Gründer, der selbst Fan des FC St. Gallen ist. 

Zur Verwurzelung gehöre auch, dass mehrere Mitarbeitende an der HSG studiert haben. Geisser selbst hat einen HSG-Master in Business Innovation absolviert; mit seiner Geschäftsidee wurde er vom Inkubatorprogramm Startup@HSG sowie dem St.Galler Startup-Netzwerk Startfeld gefördert. 

Sprung in die USA gelungen


Von Goldach aus verbreitet sich die CollectID-Idee seit der Gründung im Jahr 2018 in der Schweiz und dann der Welt: die Super League-Clubs FC Zürich, Young Boys Bern, der FC St. Gallen sowie die Bundesligavereine VfB Stuttgart, FC Köln und Bayer Leverkusen haben ihre an Fans verkauften Trikots teilweise mit den CollectID-Chips ausgerüstet. 

2021 wurden für den brasilianischen Verein Atlético Mineiro 120’000 Exemplare eines Jubiläumsshirts mit NFC-Chips bestückt. 

Derzeit laufen laut Geisser die Verhandlungen mit einem grossen Champions League-Fussballverein. 

Im Februar dieses Jahres lancierte das Startup zudem mit dem NHL-Verein Nashville Predators ein Trikot zur Verabschiedung des legendären Torhüters Pekka Rinne. 

Dieser NHL-Deal soll dabei helfen, Zugang zu weiteren Teams der weltweit beliebten Profisportligen der USA zu finden. «Wir sind daran, ein Team in New York aufzubauen», sagt Geisser. 

Internationale Investoren haben angebissen


Unterstützt wird man auf seinem Expansionskurs von diversen Investoren. 

In der jüngsten Finanzierungsrunde im Februar kamen rund 3,2 Millionen Schweizer Franken zusammen und in der Welt des Sports ist man inzwischen so ziemlich bekannt. 

Dass dieses Startup «abgeht», sorgt auch abseits der Investorennetzwerke für Anerkennung. 

Im Juni erhielt es den Jungunternehmerpreis «Startfeld Diamant» und ein Preisgeld von 30’000 Franken. Das Geschäftsmodell sei «bestechend» und habe «grosses internationales Potenzial», so die Startfeld-Jury. Das junge Startup trägt zudem das HSG Spin-Off Label.

Mitbegründer Geisser sieht einige Möglichkeiten, sein Produkt noch in verschiedensten Branchen anzuwenden. «Momentan konzentrieren wir uns aber auf Sport, Fashion und Wein.» Neben dem Bereich Sport arbeitete CollectID bereits mit den nachhaltigen Sneaker-Produzenten Sonra und Rubirosa zusammen und bietet seine Technologie für den Fälschungsschutz von Weinflaschen an. 

Problem der Fälschungen ist massiv


Angesicht der eingangs erwähnten Summe von 3 Billionen US-Dollar kann das Problem als «massiv» bezeichnet werden. 

Geisser wurde auf dieses Problem aufmerksam, als er selbst einmal einen gefälschten Sneaker zugeschickt bekam, den er online gekauft hatte. 

Bei seinen nachfolgenden Recherchen lernte er den Sneaker-Sammler Sergio Muster kennen. Dieser ist Gründer der europaweit grössten Turnschuhmesse «Sneakerness» – und gemeinsam mit Geisser und dem Blockchain-Programmierer Jeremy Smith auch Co-Gründer von CollectID.

Dass der batterielose und nur wenige Mikrometer dicke NFC-Chip Produkte vor Raubkopien schützt, ist für Geisser aber nur ein Teil des Geschäftsmodelles. 

Genauso wichtig sei, dass die Verkäufer über die Chip-Nutzung qualitativ hochwertige Daten erhielten: «Sie können damit verstehen, was die Kunden bereits besitzen. Das erlaubt eine gesteuerte Vermarktung neuer Angebote.»

Durch die digitale Erweiterung physischer Produkte mit Inhalten wie Videos, Hintergrundinformationen oder Bildern würden diese zudem aufgewertet. 

«Möglich ist auch, ein Trikot laufend mit digitalen Angeboten zu erweitern», sagt Geisser. 

Das erlaube, sagt Fussballfan Geisser, einen «neuen

Austausch beispielsweise zwischen Fans und ihrem Sportclub».

Webseite dieses Startups: https://collectid.io

Foto: CollectID

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