Junge Querschnittgelähmte beziehen erste ParaWG der Schweiz

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(Nottwil)(PPS) In der Luzerner Gemeinde Schenkon ist die schweizweit erste Wohngemeinschaft (WG) für querschnittgelähmte Menschen eingeweiht worden. Die Bewohner sind zwischen 17 und 27 Jahre jung, männlich und stammen aus verschiedenen Kantonen sowie dem Fürstentum Liechtenstein. Das zeitlich befristete WG-Leben ermöglicht ihnen den Übergang in ein selbstständiges Leben. Aufgrund der grossen Nachfrage soll das Angebot erweitert werden.

Ende 2019 hat die ParaHelp, ein Unternehmen der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, ein Wohnungsinserat für dieses einzigartige Projekt ausgeschrieben. «Die Nachfrage war so gross, dass noch eine zweite Wohnung dazu gemietet werden konnte», sagt Projektleiterin Andrea Violka. In den letzten Wochen sind die Bewohner in die barrierefreie Überbauung eingezogen. Sie stammen aus den Kantonen Luzern, Zürich, Thurgau, Neuenburg, Graubünden und dem Fürstentum Liechtenstein. Am Wochenende wurde die ParaWG von der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, den Bewohnern und den Projektbeteiligten feierlich eingeweiht.

Eine Wohnform auf Zeit

Vielen jungen Erwachsenen mit einer Querschnittlähmung fällt es schwer, zusätzlich zum Einstieg in Ausbildung oder Beruf auch den Schritt in die eigene Wohnung zu bewältigen. Dieses Projekt schliesst diese Lücke. Die jungen Männer haben alle in der Nähe einen Job oder absolvieren eine Lehre. Sie werden mindestens sechs Monate und maximal drei Jahre in dieser WG leben. «Die Wohndauer wird den jeweiligen Bedürfnissen angepasst», sagt Projektleiterin Andrea Violka und ergänzt: «Dass derzeit keine Frauen hier wohnen, ist Zufall. Wir haben für 2021 bereits eine Anfrage einer jungen Frau.»

Im WG-Alltag werden die Bewohner je nach Lähmungshöhe individuell von einem Team aus Fachleuten unterstützt und begleitet. «Wir helfen zum Beispiel beim Duschen oder Anziehen», sagt Projektleiterin Andrea Violka. Man begleite die Bewohner aber auch, wenn sie erstmals längere Strecken mit dem öffentlichen Verkehr zurücklegen müssen, beispielsweise von der WG bis zum Arbeitsort. Ziel sei es, dass alle Bewohner nach dem Auszug ihr Leben selbstständig meistern können. Der 21-jährige Paraplegiker Martin Gassner aus Liechtenstein sagt: «Ich erhoffe mir von der Zeit in der ParaWG, dass ich danach ein eigenständiges Leben führen kann.»

Dritte Wohnung in Planung

Dieses neue Wohnangebot stösst bei jungen Rollstuhlfahrenden auf grosses Interesse. Nachdem die Nachfrage bereits im Vorfeld grösser war als erwartet und eine zweite Wohnung dazu gemietet wurde, laufen nun Gespräche für eine dritte WG. «Es haben sich noch mehr junge Rollstuhlfahrende gemeldet», sagt Projektleiterin Andrea Violka. «Ich bin zuversichtlich, dass wir auch diesen jungen Menschen bald ein WG-Zimmer anbieten können.» Abklärungen seien im Gange, zudem könne man ab sofort auf der ParaWG-Website Geld spenden für eine dritte WG.

Projekt mit breiter Unterstützung

Das ParaWG-Projekt wurde von der Schweizer Paraplegiker-Stiftung vorfinanziert. Die Unterstützung der Bewohner durch das Fachspezialisten-Team wird von der Invalidenversicherung mitfinanziert. Ab dem kommenden Jahr soll die Wohnform selbsttragend sein. Zusätzlich haben sich bisher diverse Firmen und Stiftungen am Projekt beteiligt. So hat zum Beispiel die IKEA Rothenburg die Wohnungseinrichtung übernommen, die Trisa AG und Brack.ch spendeten elektronische Geräte und die Stiftung Folsäure Schweiz beteiligt sich finanziell am Projekt. Weitere Informationen und Impressionen zum Projekt finden Sie unter www.paraplegie.ch/parawg
Interviews Für Int

erviews steht Ihnen Projektleiterin Andrea Violka heute zwischen 14 und 16 Uhr zur Verfügung. Auf Anfrage ist diese Woche auch ein Besuch in der WG möglich, inklusive Interviews mit einzelnen Bewohnern.

Bild: Drei der WG-Bewohner (v.l.): Michael Hürlimann (TG), Antoine Barizzi (NE) und David Komarica (LU)

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