
Falls sie es nicht wissen sollten: Das deutsche Wörterbuch von Oxford Languages (dem weltweit führenden Wörterbuchverlag mit über 150 Jahren Erfahrung) enthält Definitionen für 400´000 Wörter, mehr als 100´000 etymologische Angaben und 250´000 Beispielsätze. Den Begriff «Forscher», zum Beispiel, definiert es so: Person, die auf einem bestimmten Gebiet [wissenschaftliche] Forschung betreibt. Warum das von Belang ist? Weil neulich erst ebensolche Forscher Bahnbrechendes entdeckt haben.
Ihre Forschung – darunter versteht man laut Wikipedia, im Gegensatz zum zufälligen Entdecken, die systematische Suche nach neuen Erkenntnissen – galt menschlichen Gehirnen. Sie wurden vor und nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus unter die Lupe genommen. Die eingehende Untersuchung des Organs, anatomisch Enzephalon genannt, das, von Hirnhäuten umhüllt, geschützt in der Schädelhöhle liegt, ergab Erstaunliches: Eine Sars-CoV-2-Infektion kann offenbar monatelang anhaltende Spuren im Gehirn hinterlassen. Konkret offenbarte die Forschung die mitunter beängstigende Tatsache, dass das Organ nach der Infektion leicht geschrumpft war. Sie zeigte auch eine verringerte graue Substanz (was mit den umgangssprachlich so berühmten «Grauen Zellen» umschrieben werden kann) in bestimmten Regionen. So zum Beispiel im sogenannten orbitofrontalen Cortex und im Gyrus parahippocampalis. Dazu später mehr…
Das sei jedoch noch erwähnt: Explizit nicht erforscht wurde der Einfluss des Virus während einer Ansteckung. Es fehlen demnach empirische Grundlagen und vor allem wissenschaftliche Belege zur Vermutung, massive Veränderungen im Gehirn liessen Betroffene zu «Freiheitstrychlern» oder Verschwörungstheoretikern mutieren. Zur Festigung dieser These fehlen derzeit noch verbindliche Langzeitstudien…
Da mittlerweile in unseren Breitengraden kaum einer von welcher Mutante auch immer verschont geblieben ist, reiben wir uns unisono verwundert die Augen und fragen uns: Geschrumpft? Wieviel Substanzverlust erträgt das «Ding» zwischen unseren Ohren am Ende wirklich?
Wir beruhigen uns schon mal damit, dass die Intelligenz nicht direkt proportional von der Masse des Gehirns abhängt. Die Gleichung «grosses Gehirn gleich hohe Intelligenz» stimmt erwiesenermassen (und wissenschaftlich erforscht, notabene) so ohnehin nicht. Die Grösse des Gehirns hängt nämlich stark von der des Körpers ab.
Ganz nebenbei – das heute gewaltigste Landtier, der Elefant, hat ein viermal so grosses Gehirn wie der Mensch. Und das liegt offensichtlich in erster Linie an seiner grösseren Körpermasse und nicht an seiner höheren Intelligenz… Dennoch würde sich ein Elefant wohl kaum dafür hergeben, mit schellenden Kuhglocken und einem weissen Kapuzen-Shirt vor das Bundeshaus in Bern zu ziehen oder den Vortrab von Anti-Corona-Massnahmen-Demos zu geben. Nicht wahr, Herr Maurer…?
Sei´s drum.
Wir haben ja gelernt, dass die Schrumpfung des Gehirns mitunter auch die Region des orbitofrontalen Cortex betrifft. Dabei handelt es sich um das Grosshirnrindengebiet des Menschen, das sich direkt über der Augenhöhle (Orbita) vorne im Schädel befindet. Der Orbitofrontalkortex spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung. Wer sagt´s denn… Ein Freiheitstrychler oder keiner zu sein – eine nicht ganz leichte Entscheidung.
Der Gyrus parahippocampalis wiederum bezeichnet eine Region des Gehirns, deren graue Substanz der Grosshirnrinde zugeordnet wird und ein Teil des limbischen Systems ist. Dieses limbische System ist ein stammesgeschichtlich sehr alter Teil des Gehirns. Es werden ihm Leistungen wie die Steuerung der Funktionen von Antrieb, Lernen, Gedächtnis, Emotionen sowie vegetative Regulation der Nahrungsaufnahme, Verdauung und Fortpflanzung zugeschrieben. Schrumpfungen in diesem Bereich werden die britischen Wissenschaftler, die Autoren der «Gehirnschrumpfungs-Studie», vermutlich bei Landsmann Boris Johnson geortet haben, dessen Erinnerungsvermögen beim Thema «Partys an der Downing Street 10» erstaunlich beharrlich seinen Dienst versagt…
By the way… gemäss Wörterbuch von Oxford Languages spricht die Definition des Begriffs «Erinnerungsvermögen» für sich – ist also das Vermögen, sich zur erinnern. Ob mit oder ohne geschrumpftem Gehirn…