Die dritte Ausgabe des globalen Index der politischen Ökonomie zeigt, wo Eliten in den einzelnen Staaten wirtschaftliche Werte schaffen und wo sie solche aus der Gesellschaft abziehen.
Die von der Universität St.Gallen (HSG) in Zusammenarbeit mit internationalen akademischen Partnern und der in St.Gallen ansässigen Stiftung für Wertschöpfung durchgeführte Studie bietet Einblick in die Wertschöpfung durch Eliten in 151 Staaten weltweit.
Der dritte EQx2022-Jahresbericht analysiert und rangiert 151 Staaten anhand von 120 Indikatoren. Er ist also sehr komplex.
Der Index bewertet, ob nationale Eliten zum wirtschaftlichen Fortschritt ihrer Gesellschaften beitragen oder diesen Fortschritt entziehen. Er misst und vergleicht die Wertschöpfung und konzentriert sich vor allem auf die Geschäftsmodelle, die in den einzelnen Volkswirtschaften die höchsten Einkommen erwirtschaften. Eliten gelten für Unternehmen, Wertschöpfung und das Wirtschaftswachstum gemeinhin als unerlässlich.
Die Kehrseite der Wertschöpfung ist die Wertabschöpfung, wenn Eliten der allgemeinen Bevölkerung Werte entziehen, um ihre Unternehmen zu finanzieren. Solche Modelle beruhen auf z.B. auf Handelsschranken, Kriegen, Monopolen und Diskriminierung jeglicher Art.
Wichtigste Ergebnisse des Elite Quality Index:
Die ersten beiden Plätze des EQx2022 haben sich gegenüber 2021 nicht verändert und wurden erneut von Singapur (Platz 1) und der Schweiz (Platz 2) belegt.
Beide Länder sind führend im Sub-Index «Werte», ihre jeweiligen Schwächen sind politische Macht für Singapur (Platz 20) und wirtschaftliche Macht für die Schweiz (Platz 15).
Insgesamt zeigt sich, dass kleinere Länder im vergangenen Jahr der COVID-19-Pandemie mehr Widerstandskraft bewiesen haben und 9 der ersten 10 Plätze belegen. Australien (Platz 3) und Israel (Platz 4) haben Fortschritte von 6 bzw. 3 Plätzen gemacht.
Umgekehrt sind Grossbritannien (Platz 8) und die USA (Platz 15) um 5 bzw. 10 Plätze zurückgefallen, da ihr grundlegendes Problem darin besteht, dass die Eliten nicht genügend politischen Wert schaffen (Platz 17 bzw. Platz 66).
Der EQx2022 analysiert zum Beispiel auch Deutschland, das sich von seinem relativ schlechten Abschneiden auf Platz 15 im vergangenen Jahr auf Platz 11 verbessert hat.
Die Schweiz hingegen zeigte auf Platz 2 den richtigen Policy-Mix, um mit dem (exogenen) Pandemieschock, aber auch mit der weltweit schleichenden Inflation umzugehen.
Elite-Geschäftsmodelle, Inflation und die nächste Generation:
Der EQx behandelt Phänomene mit grosser Wirkung in der Wirtschaft als Elite-Geschäftsmodelle, die über Wertschöpfung oder über extraktive Werttransfers Gewinner und Verlierer hervorbringen.
Guido Cozzi, Professor für Makroökonomie an der School of Economics and Political Science der HSG, analysiert die Inflation als eines dieser extraktiven Elite-Geschäftsmodelle, die Werte von den normalen Bürgern auf bestimmte Eliten übertragen. Er stellt fest, dass die Inflation in Ländern, die ihre Mehrausgaben durch Steuern und nicht durch Defizite finanzieren, besser unter Kontrolle ist: «Wenn eine politische Elite die Armen und die in Schwierigkeiten geratenen kleinen Unternehmen subventionieren will, sollte sie die Reichen besteuern und nicht die künftigen Generationen».
Was die Zukunft betrifft, so wurde das NextGen Value Creation EQx-Barometer in Zusammenarbeit mit dem St. Gallen Symposium entwickelt, um Werttransfers zwischen den Generationen zu berücksichtigen.
Die NextGen-Länderrankings unterscheiden sich von denen des Gesamt-EQx und weisen auf die Notwendigkeit eines «Generationenvertrags» hin, der sicherstellt, dass die heutige Generation keinen Wert von den zukünftigen Generationen abzieht. Ein solcher Vertrag kann als Massstab für integrative Elite-Geschäftsmodelle dienen, die auf dem bevorstehenden St. Gallen Symposium diskutiert werden.
Aufstrebende Volkswirtschaften:
China ist mit Platz 27 die führende Volkswirtschaft der oberen Mittelklasse im EQx2022. Vietnam ist das führende Land mit niedrigem bis mittlerem Einkommen (Platz 38), und Ruanda behält seine Platzierung aus dem EQx2021 als das führende Land mit niedrigem Einkommen (Platz 44).
Allen drei Ländern wird ein weiteres Wachstum aufgrund der Wertschöpfung ihrer Elite-Geschäftsmodelle zugetraut. In Lateinamerika ist Chile nach wie vor führend (Platz 41), wobei einige der kleineren Länder der Region unabhängig von ihrem politischen System ebenfalls gut abschneiden, siehe Panama (Platz 47) und Kuba (Platz 50).
Die grössten lateinamerikanischen Volkswirtschaften müssen dringend die Qualität ihrer Eliten verbessern, wenn sie ihre Entwicklung vorantreiben wollen, darunter auch Wirtschaftsmächte wie Mexiko (Platz 65) und Brasilien (Platz 81).
In Südasien haben Indien und Bangladesch grosse Fortschritte gemacht und sind um 21 bzw. 26 Plätze auf Rang 97 bzw. 100 aufgestiegen.
Ihre Leistungen sowie die von 19 weiteren Ländern werden von Vordenkern in den interpretierenden Analysen des Elite Quality Report 2022 erörtert.
Der Elite-Qualitätsindex (EQx2022) ist unter www.elitequality.org zu finden sowie auf Facebook, LinkedIn und Twitter.