Fortpflanzung-Gefahr für Smombies

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Smartphones + Zombies = Smombies!

Smombies leben nicht ungefährlich. Dieses in vielerlei Hinsicht. Hinschauen ist angesagt.

Es ist inzwischen wirklich schlimm in der Stadt. Immer & überall zu sehen: Menschen in dieser «modernen» Körperhaltung, die sich – wie auf dem Foto ersichtlich – mit dem Handy in der Hand fortbewegen.

Die Nutzung des Handys durch fast jeden zweiten Autofahrer im fliessenden Stadtverkehr hat uns bekanntlich schon grosse Probleme bereitet. Die zunehmenden unvorsichtig & spontan über die Strasse & Radwege laufenden und dabei in ihr Smartphone starrenden Fussgänger werden uns zusätzliche Probleme bereiten.

Als Radfahrer in der Stadt bedeutet dies allerhöchste unablässige Konzentration nicht nur auf die Autofahrer, LKW und Busse, sondern auch auf diese modernen Fussgänger mit dem Telefon in der Hand.

Und neuerdings sichtet man sogar schon vereinzelt die völlig entrückten Zeitgenossen, die auf dem Velo einhändig strampelnd in ihr Handy starren; die unsicher fahrend direkt entgegenkommen, mit der ohnehin schon viel schmaleren Silhouette eines Radfahrers.

Das sind alles informationssüchtige Zeitgenossen, die Angst haben etwas zu verpassen, die sich mit dem Smartphone wichtig fühlen und die offensichtlich immer auch erreicht werden wollen, ohne dass sie einmal über diesen ganzen Themenkomplex «über den Tellerrand hinaus zu denken» und den notwendigen Verzicht wenigstens mal gedanklich einüben.

Sagt man solchen Unvorsichtigen dann etwas, kommt überwiegend die Aggression, ein dummer Spruch oder oft von Frauen & Mädchen ein schnell hingehauchtes «Oh, sorry!» zurück. 

Dann wird weitergelaufen und dabei sofort wieder weiter auf das Display gestarrt.

Bekanntlich hilft hier wohl nur noch – wie sonst im Leben – eine kompromisslose Selbstdisziplin. Oder es muss inskünftig hammerharte Bussen geben, durchgesetzt durch eine gnaden- und ermessenslose Polizei um unsere Sicherheit im dichten Stadtverkehr aufrecht zu erhalten. 

Dieser krankhafte da suchtähnliche Handy-Gebrauch hat aber auch noch ganz andere Folgen. Bleiben wir mal bei den Männern.

Ein Forschungsteam aus Genf und Basel hat eine grosse Studie zum Thema «Ausgedehnte Handynutzung und deren Auswirkungen auf die Fertilität» durchgeführt. 

Fazit: es gibt nachweisbare Effekte auf die Spermienkonzentration und auch auf die Gesamtzahl der Spermien.

Die Spermienqualität wird durch die Konzentration, Beweglichkeit und Morphologie der Spermien definiert. Nach den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegten Werten wird ein Mann höchstwahrscheinlich mehr als ein Jahr brauchen, um ein Kind zu zeugen, wenn seine Spermienkonzentration unter 15 Millionen pro Milliliter liegt. Die prozentuale Chance auf eine Schwangerschaft sinkt bereits signifikant, wenn die Spermienkonzentration unter 40 Millionen pro Milliliter liegt.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die Spermienqualität in den letzten 50 Jahren fast stetig abgenommen hat; sie ist von durchschnittlich 99 Millionen auf 47 Millionen Spermien pro Milliliter gesunken. Man geht davon aus, dass dieses Phänomen auf eine Kombination von Umweltfaktoren (endokrin wirksame Stoffe, Pestizide, Strahlung) und Verhaltensfaktoren (Ernährung, Alkohol, Stress, Rauchen) zurückzuführen ist.

Vor ca. 15-20 Jahren kam dann, damals noch je nach Grösse des Geldbeutels das allseits geliebte Smartphone als dauerhafter «Lebensabschnittspartner» hinzu und es stellte sich die Frage, ob die Smartphone-Nutzung auch noch eine mehr oder weniger grosse Rolle spielt.

Nach einer ersten nationalen Studie zur Spermienqualität junger Männer in der Schweiz vor 4 Jahren im Jahr 2019 hatte ein Team der Universität Genf (UNIGE) die grösste Querschnittsstudie zu diesem Thema veröffentlicht. Sie basiert auf den Daten von 2886 Schweizer Männern im Alter zwischen 18 und 22 Jahren, die zwischen 2005 und 2018 in sechs Rekrutierungszentren der Schweizer Armee rekrutiert wurden. Die Resultate wurden in der Fachzeitschrift «Fertility and Sterility» publiziert.

In Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) und der Universität Basel untersuchten die Wissenschaftlerinnen & Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen den Spermien-Parametern dieser 2886 Männern und deren Handynutzung. 

«Wir haben die Teilnehmer zu ihrem Lebensstil, ihrer Gesundheit und ihrer Nutzung von Mobiltelefonen befragt und zudem die Frage gestellt, wo sie das Telefon aufbewahren, wenn sie es gerade nicht benutzen.», erklärt Prof. Dr. Serge Nef von der UNIGE und dem Swiss Centre for Applied Human Toxicology (SCAHT), der diese Studie mitgeleitet hat.

Was kam dabei heraus?

Aus den erhobenen Daten ging ein Zusammenhang zwischen starker Mobiltelefonnutzung und geringerer Spermienkonzentration hervor. 

Die mittlere Spermienkonzentration war in der Gruppe der Männer, die ihr Handy nicht mehr als fünfmal pro Woche benutzten, signifikant höher (56,5 Millionen/ml) als in der Gruppe der Männer, die ihr Handy mehr als 20-mal pro Tag benutzten (44,5 Millionen/ml). 

Dieser Unterschied entspricht einem Rückgang der Spermienkonzentration um 21 Prozent bei häufiger Nutzung (>20 Mal/Tag) im Vergleich zu eher seltener Nutzung (1-5 Mal/Woche).

Die Studie zeigt auch einen stärkeren negativen Zusammenhang zwischen 2005 und 2007, der anschliessend bis zum Ende des Studienzeitraums 11 Jahre später bis 2018 abnahm. «Dieser Trend erklärt sich womöglich damit, dass sich die Sendeleistung – und damit die Strahlung – von Mobiltelefonen mit dem Übergang von 2G zu 3G sowie später von 3G zu 4G verringert hat.», erklärt Prof. Dr. Martin Röösli vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) und von der Universität Basel.

Zudem habe das Mobiltelefon bei 2G-Netzen immer zuerst maximal gesendet. «Das hatte zur Folge, dass im Durchschnitt die Strahlenbelastung bei 2G rund 100–500-mal grösser ist als bei 3G.», so Herr Röösli. In den Jahren 2005-2007 war zu einem grossen Teil noch 2G im Einsatz, 2018 aber nur noch marginal.

«Frühere Studien über die Auswirkungen von Mobiltelefonen auf die Spermienqualität bezogen jeweils nur eine kleine Anzahl von Personen ein, berücksichtigten nur selten Informationen über den Lebensstil und waren zudem mit einer Stichprobenverzerrung behaftet, da die Personen in Fruchtbarkeitskliniken rekrutiert wurden. Dies hat zu unklaren Ergebnissen geführt.», erklärt Frau Dr. Rita Rahban, leitende Forschungs- und Lehrassistentin an der Medizinischen Fakultät der UNIGE und am SCAHT sowie Erstautorin und Co-Leiterin dieser Studie.

Die Analyse der Daten deutet zudem darauf hin, dass der beliebte Aufbewahrungsort des Telefons – beispielsweise in der Hosentasche – nicht mit schlechteren Spermien-Parametern in Zusammenhang steht. «Allerdings war die Anzahl der Personen in dieser Kohorte, die angaben, ihr Telefon nicht in Körpernähe zu tragen, zu gering, um eine belastbare Schlussfolgerung zu diesem Punkt zu treffen.», fügt Frau Rahban hinzu.

Eine Einschränkung, die diese Studie mit allen bisherigen Forschungen zu diesem Thema teilt, ist die unsichere Abschätzung der Absorption elektromagnetischer Felder. 

Vor diesem Hintergrund wurde in diesem Jahr 2023 eine vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) finanzierte Studie gestartet. Ziel ist es, die Exposition gegenüber elektromagnetischen Wellen sowie die Art der Nutzung – Telefonieren, Surfen im Internet, Versenden von Nachrichten – direkt und genau zu messen sowie die Auswirkungen auf die reproduktive Gesundheit und Fertilität von Männern zu beurteilen. 

Die Daten werden mit Hilfe einer Anwendung erhoben, die von zukünftigen Teilnehmern auf ihr Smartphone heruntergeladen wird. Das Forschungsteam rekrutiert derzeit übrigens noch Teilnehmende für diese Studie.

Ziel ist es auch, den Wirkungsmechanismus zu ermitteln. «Hat die von Mobiltelefonen abgegebene Mikrowellenstrahlung eine direkte oder indirekte Wirkung? Verursacht sie einen fruchtbarkeitsschädigenden Anstieg der Hodentemperatur? Wirkt sie sich auf den Hypothalamus im Gehirn aus, der die Hormonproduktion und damit die Spermienproduktion steuert? All das muss noch herausgefunden werden.», so Frau Rahban.

Die Ergebnisse dieser nun laufenden neuen BAFU-Studie werden die breite Öffentlichkeit – ob Mann oder Frau – dann gleichermassen ganz sicher interessieren.

TikTok, Telegram, Meta, Facebook, Whatsapp, X und Trallala & Co. sind bekanntlich die modernen Massen-Drogen unserer Zeit. 

Die Durchseuchung der gesamten Menschheit auf allen Kontinenten mit ihnen ist massiv. 

Sie kommen elektronisch funkend daher. Wenn auch nicht mehr mit dem nachweislich eher belastenden Funkstandard 2G.

Aber sie werden – je nach dem erreichten persönlichen Verwandlungsgrad in einen Smombie – am Tag und in der Nacht von den Menschen benützt.

Quelle: 

Rita Rahban, Alfred Senn, Serge Nef, Martin Rӧӧsli

Association between self-reported mobile phone use and the semen quality of young men.

Sterility & Fertility (2023), doi: 10.1016/j.fertnstert.2023.09.009

Foto: pexels.com

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