Auf den Bauch hören. Unser Bauchgefühl

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Hören Sie auf ihren Bauch?

Das Bauchgefühl – auch als Intuition bekannt – begleitet uns durch den Alltag. Aber ist es auch ein verlässlicher Partner? Die Antwort ist, dass es von Mensch zu Mensch variiert. Die Gründe liegen unter anderem in der Kindheit. Wir alle können aber lernen, unser Bauchgefühl besser einzuschätzen.

Wozu brauchen wir das Bauchgefühl überhaupt?

Das Bauchgefühl ist überlebenswichtig, denn es lässt uns in Gefahrensituationen blitzschnell entscheiden. Wir erleben es, wenn wir innehalten, weil sich ein Vorhaben nicht gut anfühlt. Genauso wenn wir etwas trotz Risiken wagen, weil wir es als richtig empfinden. Ohne Intuition müssten wir unser Handeln stets durchdenken und wären mit der Komplexität der Welt überfordert.

Wir sollten somit oft auf unsere Intuition hören?

Ganz so einfach ist es nicht. Das Bauchgefühl kann tückisch sein und mir ein Verhalten nahelegen, das mir letztlich nicht guttut. Vielleicht habe ich einen Glaubenssatz verinnerlicht wie «Ich darf nie Schwäche zeigen». Dann sagt mein Bauchgefühl, ich soll arbeiten gehen, obwohl ich womöglich krank bin und eigentlich Erholung bräuchte.

Woher kommen diese Glaubenssätze?

Aus früheren Erfahrungen, die uns geprägt haben. Meistens in der Kindheit. Das kann die Erziehung der Eltern sein, aber z. B. auch ein Hund, der mich als Kind gebissen hat. Dann hält mich das Bauchgefühl jahrzehntelang von Hunden fern und verhindert, dass ich sogenannte korrigierende Erfahrungen mache – also in diesem Fall positive Begegnungen mit Hunden.

Gibt es also ein gutes und ein schlechtes Bauchgefühl?

Es lohnt sich zumindest, hinzuhören, wer da gerade spricht. Ist es das reflektierte Erwachsenen-Ich oder eben das Kindheits-Ich, das auf Glaubenssätzen und negativen Erfahrungen basiert? Ich denke, wir kommen mit einer zuverlässigen Intuition zur Welt. Aufgrund unserer Erziehung und Erfahrungen verlernen wir ein Stück weit, auf sie zu vertrauen.

Lassen wir uns im Zweifel lieber von bewussten Überlegungen leiten?

Die sind eben auch nicht immer frei von Glaubenssätzen. Warnt uns die Intuition vor einer Person, lassen wir uns nach einigem Überlegen manchmal trotzdem auf sie ein. Warum? Weil wir zum Schluss gekommen sind, dass es z. B. die Höflichkeit erfordert. Im Kopf sprechen da oft Glaubenssätze wie: «Du bist nicht so wichtig. Du kannst dir nicht einfach aussuchen, mit wem du zu tun hast.» In diesem Fall hätte uns vielleicht der Bauch eher den besseren Rat gegeben.

Wie finde ich denn heraus, welches Ich wann zu mir spricht?

Zum Beispiel mit der sogenannten Schema-Arbeit. Dafür muss man nicht unbedingt zu einer Therapie gehen – aber man darf das natürlich. Übrigens ist das auch so ein Glaubenssatz: «Man ist schwach, wenn man Therapie braucht.» Stimmt natürlich nicht.

Man kann sich die einfachen Elemente der Schema-Arbeit selbst erarbeiten. Mit einfachen Schritten kann man wie folgt vorgehen:

Zeit investieren:

Nehmen Sie sich ab und zu Zeit, Ihr Bauchgefühl bewusst wahrzunehmen und darüber nachzudenken. Haben Sie bereits einen Verdacht, wer da zu Ihnen spricht? Ist es das Erwachsenen-Ich oder sind es die autoritären Stimmen von früher?

Glaubenssätze identifizieren:

Schreiben Sie auf, welche Glaubenssätze Sie vermutlich prägen. Was würden z.B. ihre Eltern zu einem bestimmten Verhalten sagen? Welche Regeln galten in Ihrer Familie? Konzentrieren Sie sich vor allem auf die ungesunden Glaubenssätze. Ein Beispiel wäre: «Du musst so sein, wie die anderen es von dir erwarten, um geliebt zu werden.»

Negative Erfahrungen suchen:

Welche emotionalen Erfahrungen aus der Vergangenheit könnten Ihnen dazwischenfunken? Wurden Sie zum Beispiel einmal in einer schwierigen Situation verlassen und vermeiden nun ähnliche Situationen, um die Gefühle nicht noch einmal zu durchleben?

Notizen verfassen:

Hat Sie Ihr Bauchgefühl gerade fehlgeleitet? Nutzen Sie diese Lernchance. Setzen Sie sich hin, denken Sie das Erlebte noch einmal durch und überlegen Sie, welche inneren Stimmen, Erfahrungen und Glaubenssätze zum Entscheid geführt haben. Formlose kurze und übersichtliche Notizen helfen Ihnen dabei.

Altlasten verbannen:

Mit den Erkenntnissen aus den ersten vier Schritten werden Sie immer besser erkennen, in welchen Situationen die tückischen autoritären Stimmen aus der Vergangenheit reden und ein irreführendes Bauchgefühl auslösen. Sie können dann entscheiden, nicht mehr automatisch darauf zu reagieren. Mit der Zeit übernimmt immer mehr das reflektierte Erwachsenen-Ich die Kontrolle über ihre Intuition.

Zusammengefasst leistet der Bauch täglich Grossartiges. Zusammen mit den Organen im Bauchraum sorgt er für Betrieb im Körper und spielt auch auf der Gefühlsebene eine wichtige Rolle. Er zeigt uns immer wieder den (richtigen) Weg.

Denn viele Entscheidungen im Leben treffen wir dank unserem Bauchgefühl!

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