85 Prozent der Stellensuchenden finden innert acht Monaten eine neue Beschäftigung

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Schweizer Markt für Outplacement wächst im Jahr 2020 deutlich

(Bern/Genf/Zürich)(PPS) Die aktuelle Markterhebung des Schweizer Branchenverbands für Outplacement (ACF Switzerland) zeigt: Die im Jahr 2020 von ACF Switzerland betreuten rund 5000 Stellensuchenden fanden im Durchschnitt nach rund acht Monaten eine neue Beschäftigung. Das ist leicht länger als im Vorjahr (2019: 7.3 Monate) und trifft auch für Arbeitslose über 50 Jahre zu. Vermutlich verlängert die aktuell schwierige wirtschaftliche Situation als Folge der Corona-Krise die Zeit bis zur beruflichen Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Einmal mehr bewahrheitet sich jedoch die oft wiederholte Behauptung nicht, dass Arbeitssuchende über 50 Jahre kaum noch einen Job finden würden. Die Wahrscheinlichkeit innerhalb von acht Monaten oder weniger wieder eine Arbeitsstelle zu finden, liegt unverändert bei hohen 85 Prozent. Persönliches Networking bleibt neben Stelleninseraten und Internet der mit Abstand wichtigste Erfolgsfaktor bei der Stellensuche. Der Dienstleistungssektor stellte mehr KandidatInnen ein, wie er entlassen hat, währenddem der industrielle Sektor sich unter dem Strich von mehr Mitarbeitenden trennte. Knapp 10 Prozent der Stellensuchenden wagten dagegen den Sprung in die Selbstständigkeit, was ein neuer Höchststand ist.

Seit 2004 erhebt der Schweizer Branchenverband für Outplacement ACF (Schweizerischer Verband der Unternehmen für persönliche und organisatorische Veränderung) Schlüsseldaten zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt der von ACF-Mitgliedern betreuten Stellensuchenden in der Schweiz. Die aktuelle Statistik umfasst die Daten über vier Jahre von 2017 bis 2020. Die Nachfrage nach einer professionellen Beratung und personalisierten Dienstleistungen im Bereich von Out- und Newplacement, Assements und Coaching, nicht zuletzt auch zur Vermeidung von Fehlentscheidungen bei der Rekrutierung oder bei Beförderungen, hat im vergangenen Jahr weiter zugenommen. Im Jahr 2020 haben die Verbandsmitglieder von ACF Switzerland fast 5000 KandidatInnen unterstützt, was einer Zunahme um rund 25 Prozent und einem neuen Höchststand entspricht.

Markant mehr KandidatInnen als Folge der Corona-Krise

Die ExpertInnen von ACF Switzerland führen den Zuwachs nicht zuletzt auf die aktuell schwierige wirtschaftliche Situation als Folge der Corona-Krise mit steigender Arbeitslosenquote auf dem Schweizer Arbeitsmarkt zurück. Die Vermutung liegt nahe, dass die Unternehmen die härteren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt berücksichtigt haben und ihre soziale Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden wahrnehmen und diese grosszügiger unterstützen. Insbesondere verlieren Corona-bedingt auch viele Fachspezialisten und Führungskräfte ihre Positionen. Besonders seit Herbst 2020 verzeichneten die ACF-Verbandsmitglieder deshalb eine markante Zunahme entsprechender Beratungsmandate. Laut einer im November 2020 durchgeführten Umfrage[1] unter Verbandsmitgliedern rechnet der ACF damit, dass sich die Situation weiter verschärfen und 2021 kaum eine Branche verschont bleiben wird. ACF rechnet deshalb mit einer zweiten Entlassungswelle im Winterhalbjahr, wobei das Ausmass noch ungewiss ist.

Auch Stellensuchende über 50 Jahre finden innerhalb von rund acht Monaten einen neuen Job

Die durchschnittliche Zeit bis zur beruflichen Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt hat sich im Jahr 2020 erhöht und lag im Durchschnitt bei 8,18 Monaten (2019: 7,31). Auch Stellensuchende über 50 fanden innert acht Monaten (2019: 7,14) eine neue Stelle. Einmal mehr bewahrheitet sich die oft wiederholte Behauptung nicht, dass Arbeitssuchende über 50 Jahre kaum noch einen Job finden würden. Erneut mehr als vier Fünftel (84,94 %) der von ACF-Verbandsmitgliedern betreuten KandidatInnen fanden 2020 innert zwei bis acht Monaten eine neue Herausforderung (2019: 85,17 %). Oder anders ausgedrückt: Die Wahrscheinlichkeit, spätestens innerhalb von 8 Monaten oder weniger wieder einen Arbeitsplatz zu finden, liegt bei fast 85 Prozent, wenn man eine professionelle Betreuung bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess hinzuzieht.

Das persönliche Netzwerk ist immer noch der wichtigste Erfolgsfaktor

Das persönliche Networking, also die aktive Nutzung des persönlichen Beziehungsnetzes mit Freunden, Bekannten und ehemaligen Berufskollegen, war auch 2020 der mit Abstand effizienteste Weg zu einer neuen Arbeitsstelle. In fast der Hälfte der Fälle (45,43 %) haben Stellensuchende damit ihren neuen Job gefunden, leicht mehr als im Vorjahr (2019: 44,8 %). An zweiter Stelle standen nahezu unverändert Inserate und Internet mit 31,32 % (2019: 31,4 %). Tendenziell weiter abgenommen im Vergleich zum Vorjahr haben Such- und Personaldienstleister mit 8,85 % (2019: 10,21 %), innerbetriebliche Umsetzung mit 4,34 % (2019: 5,5 %), und auch der Anteil von Spontanbewerbungen ist stark zurückgegangen auf 4,33 % (2019: 5,46 %).

Corona-Krise beschleunigt Trends wie flexibles Arbeiten und digitale Kompetenzen

Währenddem hat sich die Nutzung von Social-Media-Kanälen mit 5,63 % mehr als verdoppelt (2019: 2,6 %) und erreichte den höchsten Wert der letzten vier Jahre. Gemäss den Erfahrungen der Outplacement-ExpertInnen von ACF können Social Media dann wirksam sein, wenn sie in Kombination mit anderen Kanälen und als Mittel zum Ziel genutzt werden. Der abrupte Wandel der Arbeitswelt im Zuge der Corona-Pandemie hat dabei Trends wie flexibles Arbeiten, Leadership begleitet von hoher emotionaler Kompetenz sowie die Weiterbildung in digitalen Kompetenzen beschleunigt.

Die Nachfrage nach Outplacement-Dienstleistungen hat sich in der Folge in Richtung Programme mit längeren Laufzeiten und individualisierten Dienstleistungen verschoben. Von den knapp 5000 von den ACF-Mitgliedern betreuten KandidatInnen fragten im letzten Jahr rund 3200 ein individuelles Coaching nach, was einer Zunahme um rund 13 Prozent gegenüber Vorjahr entspricht (2019: rund 2800). Ebenfalls sehr markant gewachsen ist die Anzahl der Gruppen-Outplacements – d.h. Programme in Gruppen mit Arbeitsformen vom kurzen Workshop bis zur umfassenden Begleitung von Restrukturierungen in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Unternehmen –, die um rund 33 Prozent auf mehr als 1600 (2019: rund 1200) zugenommen haben und etwa 34% der gesamten Outplacement-Programme entsprechen. Auch 2020 waren rund 40 % der von ACF betreuten Stellensuchenden Frauen, knapp 60 % Männer.

Corona-Krise betrifft Fachspezialisten und Führungskräfte in Verwaltungs- und Konzernzentralen

Die Zunahmen sowohl von Einzel- als auch Gruppen-Programmen führen die Experten von ACF darauf zurück, dass vor allem den individuellen Bedürfnissen in der Beratung und Begleitung nicht nur von Geschäftsführenden und Führungskräften, sondern immer mehr auch von Fachspezialisten und generell von ausscheidenden Mitarbeitenden Rechnung getragen werden soll.

Das Bildungsniveau der KandidatInnen steigt über den betrachteten Zeitraum weiter stetig an. Seit 2018 verfügen die meisten Kandidaten über einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss. Im Jahr 2020 ist dieser Anteil mit 62,2 % (2019: 54,15 %) auf den bislang höchsten Wert angestiegen, was wahrscheinlich auch weiterhin mit dem zunehmenden Anteil der Beratungen im Dienstleistungssektor gegenüber dem Industriesektor zusammenhängt. Der hohe Anteil im Jahr 2020 kann gemäss den ACF-ExpertInnen darauf hinweisen, dass die zunehmenden Restrukturierungspläne im Zuge der Corona-Krise die zentralen Funktionen in Verwaltungs- und Konzernzentralen stark beeinflusst haben.

Der Dienstleistungssektor stellte mehr KandidatInnen ein, wie er entlassen hat

Auch 2020 kam die Mehrheit der Stellensuchenden (46,44 %) aus dem Dienstleistungssektor (2019: 50,41 %), gefolgt vom Industriesektor, dessen Anteil von 37,91 % im Jahr 2019 auf 42,98 % im Jahr 2020 wächst. Diese Zahlen weisen gemäss dem Outplacement-Verband auf die zunehmenden Restrukturierungen als Folge der Corona-Pandemie im Industriesektor hin, und da vor allem in der Fertigungsindustrie. Auffallend ist auch die Zunahme der Zahl der Stellensuchenden aus Verwaltungsstellen auf 6,21 % (2019: 4,98 %) und die Abnahme derjenigen von Non-Profit-Organisationen auf 5,37 % (2019: 6,7 %).

Knapp 10 Prozent wagten den Sprung in die Selbstständigkeit

Fast die Hälfte der KandidatInnen (49,04 %) fand auf der anderen Seite eine Wiederanstellung im Dienstleistungssektor (2019: 50,11 %), 31,82 % konnten im Industriesektor wiederbeschäftigt werden (2019: 32,44 %). ACF Switzerland nimmt daher an, dass der Dienstleistungssektor mehr KandidatInnen einstellte, als er entliess, der industrielle Sektor dagegen sich unter dem Strich von mehr Mitarbeitenden trennte. Leicht mehr Anstellungen erfolgen mit 5.82 % auch bei Verwaltungen (2019: 5,47%), und nur noch 1,4 % bei Non-Profit-Organisationen (2019: 2,96 %), dem bislang kleinsten Wert in den ver

gangenen Jahren. Einen neuen Höchststand erreichte dagegen die Selbständigkeit mit 9,92 % (2019: 9,02 %), d.h. fast jeder oder jede zehnte KandidatIn wagte den Sprung in die Selbstständigkeit.

 

[1] Vgl. Medienmitteilung ACF Switzerland vom 19.11.2020 «Schweizer Branchenverband für Outplacement (ACF) erwartet Verschärfung für Fach- und Führungskräfte im Jahr 2021». Online abrufbar unter: https://acfswitzerland.ch/wp-content/uploads/2020/11/ACF_Schweizer_Outpl…

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