Kochen bis der Herd glüht

Kochen bis der Herd glüht
Kochen bis der Herd glüht

Ich war nun ja gewiss nicht der Einzige, den das BAG – das «BundesAmt für Gesundheit» eben – in der ZvdngF (was die «Zeit vor der neu gewonnen Freiheit» war) aufgrund eines positiven Befundes in die Isolation geschickt hat. Aufgrund wenig ausgeprägter Symptome für fünf Tage. Für nur fünf Tage, muss gesagt sein. Zum Glück.

Wer sagt´s denn… Fünf Tage können nämlich schier unerträglich lang sein. Insbesondere dann, wenn der Blätterwald in inflationärem Ausmass und unkritisch episch das winter-sportliche Come-Together auf chinesischem Kunst-Eis und ebensolchem Schnee feiert, und auch das TV-Programm nichts Vernünftiges mehr hergibt.

Einverstanden, darüber, ob dieses Fernseh-Programm im Zeitalter des televisionären Voyeurismus, der sich an Dschungel-Campern der C-Prominenz oder an genervten Tauschmüttern weidet, überhaupt jemals etwas Vernünftiges hergibt, lässt sich ja trefflich streiten. Sicher ist, dass – diktiert von den Einschalt-Quoten, die (auch) über «Jöö-Effekte» oder Schadenfreude zu steuern sind – vermehrt die «niederen» Sinne angesprochen und bedient werden. Fakt ist zudem: meint man, die – gelinde gesagt – seichte Nachmittags-Unterhaltung ohne Einfädler hinter sich gebracht zu haben, drohen einem danach tatsächlich von links und rechts die Kochlöffel um die Ohren zu fliegen. Jawoll, Kochen ist – die Zeichen sind untrüglich – zur «Religion» geworden, die Lafers, Lichters, Caminadas oder Mosimanns zu den Hohepriestern. Programmiert sind die Gesänge auf die Kunst des Kochens im Stundentakt. Zum Durchatmen bleibt keine Zeit. Ob gerade der «Henssler» gegrillt wird, die «Küchenschlacht» in einem Gemetzel endet, oder das «perfekte Dinner» von verkochten Nudeln gecrasht wird, die Herdplatten glühen nie aus.

Da hilft nicht einmal mehr zappen!

Beginnt einen der «Saumon au poivre vert à la mode du chef » auf Sender 1 zu würgen, bringen auch die «Bouchées à la reine au framboises» auf Sender 2 nicht die gewünschte Linderung. Und fabuliert schliesslich Mr. Vegan auf Sender 3 von der erstaunlichen Verwechselbarkeit des Fleischersatz-Produkts «X» mit einem saftig-zarten «Filet mignon», nähert sich der Grad der Zumutbarkeit televisionären Geköchs dem Siedepunkt.

Kurzum – da droht einem der Appetit alleine beim Zuschauen zu vergehen.

Warum in aller Welt lässt sich die TV-Nation ihre wohlverdiente nahmittägliche Freizeit so schamlos von all den Sterne-Kochmützen und ihren Weisheiten stehlen? Warum beschränken sie – die Kochmützen – sich nicht darauf, der Klientel ihrer angeblich hochrentablen Etablissements zwischen Palermo und Hammerfest Gaumenfreuden hinzuzaubern? Wie konnte es den «Magnificent Seven» der Kellen-Zunft (Lafer, Lichter, Rach, Zacherl, Caminada, Bumann, Studer z.B.) gelingen, wahre Helden wie die Cartwrights (Ben, Hoss, Adam und Little Joe) aus dem TV-Nachmittagsprogramm zurück auf die Ponderosa Ranch zu vertreiben?

Wir werden es nie erfahren…

Was bleibt ist das inflationäre Angebot an wenig gehaltvollen Reality-Koch-Shows aus all den Küchen unterschiedlichster Fernseh-Studios. Ihre einzige Legitimation ist am Schluss das Produkt aus Aufwand und Ertrag: Low-Budget-Eigenproduktionen mit hohem Rating. Das zahlt sich für die TV-Sender aus.

Nicht aber für die Konsumenten, die den tagtäglichen, faden Einheitsbrei zu verdauen haben. Da hilft nicht einmal nachwürzen.

Deshalb ein Tipp: Fernbedienung greifen, abschalten – und raus aus der Isolation!

peter@dzytig.ch

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